Die Kraft der kollektiven Neugier: Gemeinsam staunen
von Elita Wiegand
In seiner Schule im antiken Athen ermutigte Aristoteles alle, durch die Gärten zu gehen und dabei Ideen zu diskutieren, anstatt stillzusitzen und Vorlesungen zu hören. Lehrer und Schüler gingen Fragen nach, forderten einander zum Denken heraus und bauten auf den Erkenntnissen der anderen auf.
Diese Tradition des gemeinsamen Wanderns und Staunens war so erfolgreich, dass sie über Jahrhunderte fortgeführt wurde und die Art und Weise des Wissensaustauschs in der gesamten antiken Welt beeinflusste.
Bessere Ideen, stärkere Beziehungen, mehr Spaß bei der Arbeit …
Und heute? Obwohl wir einen beispiellosen Zugang zu Informationen haben, sind wir oft zu beschäftigt, zu abgelenkt oder zu sehr auf unmittelbare Ergebnisse fixiert, um uns auf gemeinsame Erkundungen einzulassen. Uns fehlt der Raum für gemeinsames Staunen. Der Fokus auf individuelle Leistung und schnelle Ergebnisse ersticken unsere Neugier und damit das Potenzial für echte Innovation. Doch wer neugierig im Team denkt, schafft mehr: bessere Entscheidungen, nachhaltigeres Lernen und eine inspirierende Kultur der Offenheit.
Die Chance Neues zu lernen
Es geht darum, gemeinsam Fragen zu stellen, Perspektiven zu teilen und voneinander zu lernen. So entsteht ein multiplikativer Effekt: Neugier steckt an. Und wenn wir unsere Unsicherheiten teilen, wächst Vertrauen und der Mut, andere Wege zu gehen. Wenn wir kollektive Neugierde praktizieren, wird jedes Gespräch zu einer Chance, etwas Neues zu lernen.
Die Vorteile kollektiver Neugier liegen auf der Hand, doch es braucht dazu eine Umgebung, in der sich die Menschen wohlfühlen, um gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen.
Fünf Impulse für ZukunftsMacher*innen
- Fragen sichtbar machen: Was versteht ihr (noch) nicht? Was irritiert euch? Genau dort beginnt Entdeckung.
- Annahmen hinterfragen: Warum machen wir das so? Warum glauben wir das? Hinter jeder Gewohnheit steckt eine Überzeugung – oft unbewusst.
- Walk & Talk: Im Gehen kommen nicht nur Körper, sondern auch Gedanken in Bewegung.
- Mini-Experimente wagen: Kleine, mutige Tests senken das Risiko – und öffnen den Raum für kreative Lösungen.
- Lernen teilen: Ob als internes Format oder öffentlich – wer zeigt, was er gerade entdeckt, inspiriert andere mitzulernen.
Zukunft entsteht nicht im stillen Kämmerlein. Sie entsteht dort, wo Menschen gemeinsam neugierig bleiben.
Also: Welche Fragen wollt ihr heute gemeinsam stellen?