Offset Company: Die grüne Druckerei

Die Wuppertaler Offset Company ist ein werteorientiertes Familienunternehmen und hat sich der Produktion von hochqualitativen Druckerzeugnissen verschrieben. Den Firmeninhabern Ute und Hans Brüne liegen Nachhaltigkeit besonders am Herzen. Sie engagieren sich aus persönlicher Überzeugung  für den Umweltschutz und haben ihre nachhaltige Druckerei auf Ressourcenschonung ausgerichtet.

Was sich hinter der grünen Druckerei verbirgt, darüber sprach Elita Wiegand mit der Prokuristin Ute Brüne.

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Ute und Hans Brüne, Offset Company

Man verbindet eine Druckerei nicht unbedingt mit Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit. Was ist Ihre persönliche Motivation?

Ute Brüne: Die Natur ist unsere Lebensgrundlage. Nun haben wir auf unserem Planeten in den letzten Jahren vieles Natürliche zerstört und der Klimawandel zeigt, dass die Natur und auch wir Menschen bedroht sind. Viele fühlen sich leer und ausgebrannt. Ich war früher Krankenschwester und habe viel Leid gesehen, aber auch Erfolge.Wenn der Mensch seine Aufgabe in die Hand nimmt, Verantwortung für sein Handeln übernimmt verändert sich vieles positiv. Oft schon in kürzester Zeit.  Wie wir heute arbeiten, der Dauerstress und der Druck bewirken, dass immer öfter der Körper und die Seele Warnsignale abgeben und wir das Wesentliche aus den Augen verlieren. Wenn wir nicht anders anfangen zu wirtschaften, geht es mit uns bergab. Da muss etwas passieren. Ich bin mir sicher, dass das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Mensch, Natur und Umwelt nachhaltig funktioniert.

Und was passiert bei Ihnen im Unternehmen konkret, wie nachhaltig sind Sie?

Ute Brüne: In der Offset Company wurde schon sehr früh auf den bewussten Umgang mit Energie geachtet. Wir sind seit 15 Jahren Ökostrom Kunden und zählen zu den ersten Druckereien, die FSC zertifiziert waren. Die FSC Zertifizierung ist eine Marke und viele Unternehmen wollen damit zeigen, dass sie umweltgerecht handeln. Uns war das aber nicht konsequent genug und deshalb sind wir aus dem FSC ausgestiegen, weil dieser den Umwelt- und Artenschutz nicht konsequent umsetzt und die Arbeit intransparent ist.

Vor zwei Jahren haben wir unsere Druckerei unter die Lupe genommen, haben uns Nachhaltigkeitskriterien angeschaut von der Produktion über den Energieverbrauch bis zu der Fragen nach dem Gemeinwohl, also, was tun wir für unsere Gesellschaft?

Mit welchem Ergebnis?

Ute Brüne:  Es sind oft die kleinen Dinge, die Großes bewirken. Wir achten bei der Kaffee Auswahl auf Bio, sparen Wasser und haben den Energieverbrauch gedrosselt. Demnächst gestalten wir einen Besprechungsraum in ein Meditationszimmer für unsere Mitarbeiter um, machen Yoga und meditieren, um zu entspannen. Dieses Angebot wollen wir öffnen, damit auch andere Interessierte von außen an den Kursen teilnehmen können.

Ein großes Thema in der Druckerei sind Verpackungen. Wir arbeiten viel im Getränkebereich und da sind Plastikkisten üblich. Wie kann man das ändern? Wir haben lange getüftelt und gebastelt und jetzt fertigen wir in unserer Schreinerei alternative Holzkisten zunächst nur für den Endverbraucher an. Die sind leicht, nachhaltig, stabil und bestens geeignet für den Transport von Obst und Gemüse, für Flaschen oder zum Beispiel für Gummistiefel für eine Wanderung. Wir würden auch gerne die Plastikfolien ersetzen, aber das ist für ein kleines Unternehmen wie wir es sind, eine schwierige Aufgabe. Die Plastikfolien Hersteller Lobby ist groß und einflussreich und wir beißen uns die Zähne daran aus, etwas zu verändern. Haben wir noch nicht geschafft, aber vielleicht gelingt es in einem größeren Rahmen. Wir werden das Ziel nicht aufgeben!

Sie wollen auf dem Dach Ihrer Druckerei einen öffentlichen Garten eröffnen. Wie kommt man auf so eine verrückte Idee?

Ute Brüne: Früher war hier eine Aldi Filiale und natürlich wurden dazu Parkplätze vor dem Discounter angeboten. Wir haben keinen Bock mehr auf Autos, wollen etwas Sinnvolles tun und haben deshalb die Idee eines öffentlichen Gartens entwickelt. Inspiriert hat mich ein Projekt in Aachen. Dort hat ein Mann vor etwa 20 Jahren auf einem Parkdeck einen Garten mit Gemüse und Apfelbäumen angelegt. Das Beispiel zeigt, dass es funktioniert. Wir wollen, dass die Anwohner den Garten mitgestalten und wollen ihn auch für Kindergärten oder Schulen öffnen. Die Voraussetzungen sind gegeben: Wir haben einen Fluchtweg über die Treppe, müssen aber die Nutzungsänderungen einreichen. Damit nichts passiert, muss der Garten mit einer Umrandung gesichert sein. Der Umbau und der Aufbau der Gartenfläche kosten richtig viel Geld, etwa 600.000 Euro. Bei der Stadt Wuppertal werden wir Fördergelder in Höhe von 50.000 Euro beantragen – das ist schon mal ein Anfang. Bis jetzt wissen wir noch nicht, wie wir den Rest finanzieren, vielleicht über Crowdfunding oder vielleicht finden wir auch andere Möglichkeiten die Finanzierung zu sichern.

Dachgarten-Offset-Company Offset Company: Die grüne Druckerei

Der geplante öffentliche Garten auf dem Dach der Offset Company

Neben dem Dachgarten planen Sie, dass demnächst bei Ihnen im Garten auch Hühner frei herumlaufen. Wie das?

Ute Brüne: Wir haben um die Druckerei einen Garten, der für Hühner groß genug ist. Hühner geben einen Spirit und das wirkt sich bestimmt positiv auf das Arbeitsklima aus. Es hat aber auch einen ganz praktischen Grund: Da wir Hochbeete angelegt haben, wächst auch Unkraut auf dem Boden und das ist Futter für die Hühner und es ist gut für den Humusboden, der letztlich auch CO2 bindet.

Ihre Druckerei ist in einem Gewerbe-Wohngebiet angesiedelt. Welche Bedingungen Sie erfüllen, um Hühner in der Stadt zu halten? 

Ute Brüne: Auflagen wegen der Lärmbelästigung fallen flach und man kann Hühner ohne baurechtliche Bedenken selbst in einem Wohngebiet im Garten halten. Das ist erlaubt, denn Hühner gelten als Kleintiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen. Natürlich muss jedes Huhn in unserem Garten beim Veterinäramt gemeldet werden. Ich freue mich auf die „Puschelhühner“ und vielleicht kommt auch noch ein Hahn dazu.

Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit liegen Ihnen am Herzen und Sie wollen auch andere Unternehmen sensibilisieren und veranstalten in regelmäßigen Abständen Foren der Nachhaltigkeit. Was passiert da? 

Ute Brüne: Unsere Foren für Nachhaltigkeit richten sich an Unternehmen, aber auch an Verbraucher, denn wir glauben, dass die Veränderungen von beiden Seiten eingeleitet werden müssen. Aus der Wirtschaft war zum Beispiel Uwe D`Agnone von der Creapaper GmbH unser Referent, der das Graspapier entwickelt hat. Die GLS Bank hat sich bei uns präsentiert und unseren Gästen aufgezeigt, was nachhaltiges Wirtschaften beinhaltet oder Dr. Friedrich Glauner vom Weltethos-Institut, hat zum Thema „Die Naturprinzipien zukunftsfähigen Wirtschaftens“ einen inspirierenden Vortrag gehalten hat. Wenn wir mit dem Forum etwas in den Köpfen bewegen können, wäre das der erste Schritt.

Was hat sich durch die Nachhaltigkeits-Offensive für Sie verändert? 

Ute Brüne: Unser Image hat sich verändert und wir werden in Wuppertal als coole, grüne Druckerei wahrgenommen. Vor kurzem wurden wir bei der KlimaExpo aufgenommen und haben für unser Nachhaltigkeits-Engagement eine Urkunde und Auszeichnung vom Umweltministerium erhalten. Wir erhalten auch viel Resonanz über das Web und werden als glaubwürdige Druckerei bezeichnet. Uns finden viele neue Kunden, weil sich das Netzwerk vergrößert und wir immer mehr Gleichgesinnte kennenlernen. Wir leben umweltbewusst, wissen aber auch, dass bei vielen Kunden immer noch der Preis einer Druckerei entscheidend ist.

Offset-Company-Kiste Offset Company: Die grüne Druckerei

Die Offset Company produziert auch nachhaltige, leichte Holzkisten für den Transport von Lebensmitteln oder Flaschen

Wenn Sie träumen, wie entwickelt sich Ihre Firma in fünf Jahren?

Ute Brüne: Ich habe konkrete Vorstellungen. Ich wünschte mir, dass sich unser Garten über unserer Druckerei zu einer Art Treffpunkt entwickelt. Wir könnten Workshops zum Beispiel für gesunde Ernährung anbieten, tagsüber sind Schülerinnen und Schüler im Dachgarten, aber hier ist auch ein Ort der Ruhe, wo man sich entspannt. Ich würde es begrüßen, wenn in unserem Quartier ein Café eröffnet – und grundsätzlich die Umgebung freundlicher wird, sich mehr positive Lebensenergie in Wuppertal-Oberbarmen verbreitet, ein Netzwerk entsteht, dass Projekte und Aktionen entwickelt. Und ich träume von einem Bio-Supermarkt und vielleicht einer Markthalle, in der regionalen Produkte angeboten werden, faire Kleidung, Upcycling und, und, und. Ich glaube, dass jeder ein Stück dazu beitragen kann, in seinem Umfeld nachhaltig zu leben – und wir würden dafür gerne den Grundstein legen. Wer weiß schon, was in fünf Jahren sein wird? Vielleicht drucken wir dann nicht mehr, sondern bauen unsere schönen Holzkisten. Träumen ist erlaubt.