Cannabis als Medizin: Dr. George Ivan Gal über die Heilpflanze und Therapieerfolge

Am 10. März 2017 ist in Deutschland das Gesetz „Cannabis als Medizin“ in Kraft getreten. Das Gesetz regelt den Einsatz von Cannabisarzneimitteln als Therapiealternative bei Patientinnen und Patienten. Der behandelnde Arzt muss einschätzen, ob die Mittel den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen oder dessen Symptome lindern. Verändert sich dadurch die zukünftig die Medizin nachhaltig? Gegen welche Beschwerden ist medizinisches Cannabis wirksam und warum wird die Heilpflanze erst jetzt wieder entdeckt?

Elita Wiegand hat mit Dr. George Ivan Gal ein Interview geführt. Er ist absolvierte das Studium der Medizin und eine Facharztausbildung, hat eine Reihe von Ausbildungen absolviert, wie das Neurolinguistisches Programmieren (NLP), systemische Therapie und Hypnose. In seiner Online-Praxis hat er sich auch auf medizinischen Cannabis spezialisiert.

Dr.-Gal Cannabis als Medizin: Dr. George Ivan Gal über die Heilpflanze und Therapieerfolge

Sie sind seit sieben Jahren auch Arzt für Cannabis. Wie ist es dazu gekommen? 

Dr. George Ivan Gal: Als Arzt beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit den Themen Sucht, Schmerz und Depression. Seit 2017 ist die medizinische Verwendung von Cannabis in Deutschland gesetzlich erlaubt. In dieser Zeit haben mich immer mehr Patienten nach einem Rezept für Cannabis gegen Schmerzen gefragt. Zuerst war ich überrascht, aber dann habe ich mich informiert, mit Experten gesprochen und mir Hilfe von einem erfahrenen Apotheker aus Paderborn geholt. Zunächst habe ich nur fünf Patienten ein Rezept ausgestellt, um mir ein Bild von der Wirkung zu machen. Das Ergebnis war verblüffend: Alle fünf Patienten fühlten sich viel besser und wollten ein weiteres Rezept. Das war für mich der Anstoß, mich noch intensiver mit Cannabis zu beschäftigen. Ich lernte immer mehr über die Wirkung von medizinischem Cannabis im Körper, erweiterte mein Wissen und behandelte Hunderte von Patienten, deren Schmerzen sich deutlich besserten. Nach diesen positiven Erfahrungen war ich überzeugt und habe mich für die Verwendung von Cannabis eingesetzt, weil es ein natürliches, pflanzliches Produkt ist. Das finde ich wichtig, weil zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie viele chemische Stoffe wie künstliche Aromen und vor allem Zucker verwendet werden. Das macht krank und wir brauchen auch ein Gegengewicht zur Pharmaindustrie.

Viele assoziieren Cannabis mit einem Joint. Wo liegen die Unterschiede?

Dr. George Ivan Gal: Seit im April 2024 das Cannabisgesetz von der Bundesregierung verabschiedet wurde, boomt der Markt. Mit der Teillegalisierung ist auch medizinisches Cannabis stärker in den Fokus gerückt. Zu den Unterschieden: Das wichtigste Merkmal ist die Qualität, die bei medizinischem Cannabis bzw. Cannabisblüten und -ölen viel besser ist, weil es unter kontrollierten Bedingungen angebaut wird. Seine Wirkung beruht auf den Cannabinoiden THC und CBD. Als Arzt darf ich CBD verschreiben, aber jeder Facharzt kann auch getrocknete Cannabisblüten oder Cannabisextrakte mit den Wirkstoffen Dronabinol und Nabilon verschreiben. Die Pflanzen für medizinische Zwecke unterliegen strengen Reinheitsvorschriften. Zudem wird die spezifische Zusammensetzung der Cannabinoide kontrolliert, um die Wirksamkeit für die Patientinnen und Patienten sicherzustellen. 

Wie läuft das genau ab, wenn ein Patient bei Ihnen ein Rezept für Cannabis haben möchte?  

Dr. George Ivan Gal: Wenn jemand eine Beschwerde hat oder an einer Krankheit leidet, helfe ich ihm natürlich. Ich behandle aber nur Patienten, wenn ich vorher die Symptome genau kenne oder ein Befund vorliegt. Dazu vereinbaren wir online einen Diagnostiktermin, um die Beschwerden einzuordnen. Besonders wichtig ist mir, dass ich erst dann eine Empfehlung ausspreche, wenn ich die Wirksamkeit beurteilen kann. Patienten, die ohne vorherige Untersuchung lediglich ein Cannabis-Rezept haben wollen, lehne ich in der Regel ab.


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Was sind die Anwendungsmöglichkeiten von medizinischem Cannabis?

Dr. George Ivan Gal: Die medizinische Anwendung von Cannabis bei Krebs wird sehr häufig empfohlen und ist in Deutschland auch erlaubt. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Cannabinoide krebshemmende Eigenschaften haben. Im Jahr 2018 wurde eine israelische Studie veröffentlicht. Es zeigte sich, dass Cannabis viele Symptome lindern kann, die bei einer Krebserkrankung auftreten können, darunter Schlafstörungen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwächegefühl und Schmerzen. Cannabis hilft beispielsweise bei Multipler Sklerose, ADHS, aber auch bei Magenerkrankungen wie Morbus Crohn, bei Schlafstörungen oder Depressionen ist es ein wirksames Mittel. Europäische Apotheker, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze erforschten, empfahlen sie als Heilmittel gegen unterschiedliche Leiden wie Rheuma, Cholera, Migräne oder Wundstarrkrampf. Cannabistinkturen waren im letzten Jahrhundert vor allem als Schmerz- und Schlafmittel beliebt.

Cannabis ist eine sehr alte Kulturpflanze, die in Vergessenheit geraten ist. Was sind die Gründe dafür? 

Dr. George Ivan Gal: Der Nutzhanf gilt als eine der ältesten und wertvollsten Kulturpflanzen. Cannabis, der lateinische Name für Hanf, ist seit mehr als 5.000 Jahren bekannt. Bereits im Shennong Bencaojing, einem chinesischen Arzneibuch über Heilpflanzen, aber auch in Schriften aus dem alten Indien und Ägypten wird die Hanfpflanze als Heilmittel beschrieben. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erforschten europäische Pharmazeuten die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Pflanze und empfahlen sie als Heilmittel gegen verschiedene Leiden wie Rheuma, Cholera, Migräne oder Wundstarrkrampf. Bis zur Entwicklung synthetischer Medikamente zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Cannabistinkturen vor allem als Schmerz- und Schlafmittel beliebt.

Ab 1900 wurden sie jedoch vom Markt verdrängt – und gerieten in den 1930er Jahren endgültig in Verruf, weil sich daraus Drogen herstellen ließen. Dass das Rauschmittel überhaupt verboten wurde, war dem fanatischen Eifer eines einzigen einflussreichen Mannes zu verdanken. Er hieß Harry J. Anslinger und führte in den USA einen erbitterten Kampf gegen den Hanf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Anslinger Mitglied der UN-Drogenkommission und trug 1961 dazu bei, dass Cannabis fast weltweit verboten wurde. Das Verbot des Hanfanbaus erfolgte jedoch nicht nur aus medizinischen Gründen, sondern auch aus rein wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen. Die vielseitige Nutz- und Heilpflanze stellte eine große Konkurrenz für die Textil- und Pharmaindustrie dar. Gleichzeitig verlor Cannabis durch die Herstellung synthetischer Produkte seine führende Stellung als Arzneimittel.

Ich plädiere dafür, dem Nutzen dieser alten Heilpflanze wieder mehr Beachtung zu schenken, denn die medizinische Wirksamkeit ist überzeugend und wie meine Erfahrung zeigt, hilft sie vielen Menschen und lindert Schmerzen.

Kontakt

Dr. George Ivan Gal

Fritz-Vomfelde-Straße 34
40547 Düsseldorf

Mobil: +49 172 96 22 698

Mail: george.ivan.gal@outlook.de
Web: www.dr-gal.de