Stephan Römer und Maximilian Lein gründeten 2020 das Start-up ClimAid. Die Jugendfreunde arbeiten beide bei dem familiengeführten Mineralbrunnen Haaner Felsenquelle, bevor sie ihr eigenes Ding machten. Mit ClimAid wollen sie mit ihren Getränken ein Zeichen setzen und etwas gegen den Klimawandel tun. Sie sind fest davon überzeugt, dass jeder einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. ClimAid produziert deshalb klimaneutrale Limonade. Ihr Ziel ist es, zum Umdenken und Handeln anzuregen. Außerdem nutzen sie die Kraft der Gemeinschaft, um Veränderungen zu bewirken, und unterstützen Klimaschutzprojekte.
Elita Wiegand hat mit Maximilian Lein, einem der ClimAid-Gründer, gesprochen.
Euer Unternehmen heißt ClimAid und es ist sofort erkennbar, dass Ihr die Begriffe Klima und Hilfe verbindet. Warum dieser Namen Eurer Firma?
Maximilian Lein: Der Name beschreibt unsere Mission: Wir wollen mit konventionellen Getränken ökologisch sinnvoll wirtschaften. Unser Konzept basiert auf drei Säulen: Erstens kurze Transportwege: Wir verkaufen in einem Radius von 100 Kilometern um unseren Produktionsstandort. Zweitens reduzieren wir Emissionen bei Produktion, Lagerung und Vertrieb so weit wie möglich. Für die bleibenden Emissionen übernehmen wir eben auch Verantwortung und unterstützen internationale Klimaschutzprojekte in Peru, Brasilien und Kolumbien, die keine eigenen Klimaziele haben. Drittens und für uns besonders wichtig: Pro verkauftem Kasten spenden wir einen Euro an regionale Klimaschutzprojekte in NRW.
Mit welchem Angebot erreicht Ihr die Kund:innen?
Maximilian Lein: Unser Sortiment reicht von Mineralwasser bis zu zehn verschiedenen Limonaden und Schorlen mit Geschmacksrichtungen wie beispielsweise Himbeere-Limette oder Pink Grapefruit oder Mandarine-Orange. Bei der Entwicklung mussten wir einige Hürden nehmen: Um die Nachhaltigkeit zu garantieren, wollten wir anfangs nur regionale Früchte nutzen, mussten aber feststellen, dass das weder in der Qualität noch in der Menge vorhanden ist. Inzwischen setzen wir bei Sorten wie für unsere Apfelschorle auf Streuobstwiesen aus Deutschland, ursprünglich aus dem Bergischen Land, heute auch aus Baden-Württemberg und ganz Deutschland.
Inzwischen seid Ihr bekannt und habt namhafte Kunden wie Vodafone, Stepstone oder Trivago gewonnen. In diesem Jahr ist Euer Ziel, zwei Millionen Flaschen zu verkaufen. Wie funktioniert der Vertrieb?
Maximilian Lein: Unser Vertrieb läuft über den Getränkefachgroßhandel und unseren Abfüller, die Haaner Felsenquelle. Kleinere Kunden beliefern wir mit einem eigenen E-Transporter. Wichtig ist uns, dass die Flaschen gemeinsam mit anderen Getränken transportiert werden, weil das ökologisch wie ökonomisch sinnvoll ist.
Wie kommt Euer nachhaltiges Engagement bei den Kunden an?
Maximilian Lein: Unser Konzept erregt inzwischen viel Aufmerksamkeit, gerade bei Unternehmen, die nachhaltiger werden wollen. Das fängt bei der Ernährung in den Kantinen an. Deshalb merken wir, dass ClimAid für Entscheider aus dem Handel, der Gastronomie und von Kantinenbetreibern interessant ist. Wir punkten damit, dass wir besonders transparent sind. Alle unsere Projekte sind auf unserer Website dokumentiert, sogar mit GPS-Koordinaten. Manche Kunden entwickeln mit uns eigene Aktionen, bei denen Mitarbeitende einbezogen werden. Am wichtigsten ist aber, dass die Getränke schmecken. Deshalb testen wir sie vorab in Blindverkostungen, unter anderem auch an Universitäten.
Klimaneutralität beginnt bei der Produktion. Wie verhindert Ihr Emissionen?
Maximilian Lein: Gemeinsam mit einem externen Partner haben wir den gesamten Produktlebenszyklus analysiert. Die größten Emissionen entstehen bei der Abfüllung: Dort setzen wir Photovoltaikanlagen, Wärmerückgewinnung und energiesparende Technik ein. Das Lager wird durch die Abwärme der Produktion beheizt, wir haben komplett auf LED umgestellt, nutzen Bewegungsmelder und E-Stapler. Auch kleine Dinge im Unternehmen zählen: Mitarbeitende kommen mit dem Jobrad statt mit dem Auto. Man muss dazu sagen, dass die Haaner Felsenquelle auch vorher schon sehr nachhaltig unterwegs war. Da gibt es unterschiedliche Themen, die schon bearbeitet wurden und jetzt von uns weiter optimiert und weiterentwickelt werden. Zum Beispiel der Ausbau der Photovoltaikanlagen auf den Produktionshallen oder die Wärmerückgewinnung in der Produktion. Durch die Abwärme der verschiedenen Anlagen wird für das Lager selbst im Winter keine Heizung benötigt und es kann das Wasser für bspw. die Kasten-Waschstraße erwärmt werden.
Ein Prinzip von Euch lautet, dass Ihr Transportwege auf einen Umkreis von 100 Kilometern begrenzt. Vor diesem Hintergrund erhebt sich die Frage, wie Ihr expandieren wollt.
Maximilan Lein: Wir haben unser Vertriebsgebiet ganz bewusst auf 100 Kilometer beschränkt, weil beim Transport viele Emissionen anfallen. Hier im dicht besiedelten Rheinland liegt jedoch noch viel Potenzial. Aktuell machen wir 90 Prozent unseres Absatzes im Umkreis von 20 Kilometern. Langfristig könnten wir aber weitere Abfüller in anderen Regionen einbinden, die dann jeweils einen eigenen 100-Kilometer-Radius abdecken.
Euer Unternehmen ist im Bereich der Nachhaltigkeit vorbildhaft. Was hat Euch angetrieben, eine klimaneutrale Limonade zu entwickeln und Euch zu engagieren?
Maximilian Lein: Wir sind überzeugt: Klimaschutz ist das Thema unserer Zeit. Als Familienväter wollen wir unseren Kindern eine gute Zukunft hinterlassen. Natürlich können wir die Welt nicht allein retten. Aber wir glauben an die Kraft vieler kleiner Zahnräder, die zusammen etwas Großes bewegen können.
ClimAid ist jetzt auch Partner im Netzwerk der ZukunftsMacher. Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Maximilian Lein: Ich wünsche mir mehr gesellschaftliches Engagement, und das nicht nur im Umweltschutz, sondern auch im Ehrenamt, in Sportvereinen, überall. Wenn mehr Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, gewinnen wir alle.
Fotos: ClimAid





