Sempergreen verwandelt graue Gebäude in grüne Oasen
Mehr Grün in die Städte: Das niederländische Unternehmen Sempergreen hat sich auf Lösungen für Gründächer, Fassaden und Bodendecker spezialisiert. Mit ihren Produkten tragen sie dazu bei, den Lebensraum nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehören Biodiversität, Kühlung in den überhitzen Städten und mit Solarmodulen für Gründächer sind sie Vorreiter.
Elita Wiegand hat dazu ein Interview mit Tosse Bontje von Sempergreen geführt.
Städte sind von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen. Extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen oder Überhitzung sind die Folge. Viele fordern, dass unsere Städte grüner werden. Welche Lösungen bietet Sempergreen?
Tosse Bontje: In der Tat gibt es in den Städten viele Herausforderungen durch den Klimawandel, vor allem in den bebauten Gebieten. Deshalb brauchen wir mehr Grünflächen, denn sie wirken sich positiv auf das Stadtklima, den Natur- und Artenschutz sowie das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen aus. Für die Planung zukunftsfähiger, klimaresilienter Städte ist urbanes Grün ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Eine Möglichkeit, die Potenziale von Stadtgrün auch in Ballungsräumen möglichst umfassend zu nutzen, ist die Gebäudebegrünung. Hier setzt Sempergreen an: Seit fast drei Jahrzehnten bieten wir grüne Lösungen für Dächer und Fassaden an. Wir sind Systemanbieter, zu unseren Leistungen gehören intensive Beratung und Materialauswahl, bei der Montage arbeiten wir mit Partnern zusammen.
Was sind weitere Vorteile?
Tosse Bontje: Wir wissen, dass bei starken Regenfällen die Kanalisation überlastet ist. Die Gründächer von Sempergreen speichern das Regenwasser sowohl in den Pflanzen als auch in der darunter liegenden Substrat- und Drainageschicht. Durch Verdunstung gelangt das Wasser wieder in die Atmosphäre oder wird verzögert an die Kanalisation abgegeben. Darüber hinaus filtern die Pflanzen auf einem Gründach Feinstaub aus der Luft und wandeln CO₂ in Sauerstoff um. Das sorgt vor allem in Ballungsräumen für eine bessere Luftqualität. Nicht zu vergessen: Pflanzen auf einem Gründach absorbieren Sonnenlicht. Dadurch sinkt die Außentemperatur mit einem Gründach um zwei bis drei Grad, was für ein kühleres und angenehmeres Klima sorgt.
Es gibt nur wenige Anbieter, aber Sempergreen hat sich auch auf Gründächer mit Solarmodulen spezialisiert. Wie muss man sich so ein grünes Solardach vorstellen und wie funktioniert es?
Tosse Bontje: Erneuerbare Energien werden immer wichtiger und Solardächer erfreuen sich großer Beliebtheit. Wir haben uns darauf spezialisiert, Gründächer mit Solarmodulen zu kombinieren. Das ist eine innovative Lösung. Wir arbeiten mit der norwegischen Firma „Over Easy Solar“ zusammen, die vormontierte PV-Einheiten für einfache Solaranlagen auf Grün- und Flachdächern entwickelt, produziert und liefert. Da bei dieser Lösung vertikale VPV-Module verwendet werden, erhält das Gründach weiterhin ausreichend Sonnenlicht und Regenwasser. Und das Beste: Der Ertrag steigt um 30 Prozent.
Inzwischen gibt es in einigen Städten wie Köln, Leipzig oder Frankfurt eine Pflicht zur Dachbegrünung bei Neu- und Umbauten. Wie wirkt sich diese Pflicht auf die Nachfrage aus?
Tosse Bontje: Wir spüren, dass die Nachfrage etwas steigt. Gleichzeitig merken wir schon länger, dass viele Interessenten verunsichert sind, weil es keine direkten Anlaufstellen gibt. Potenzielle Kunden haben keinen Ort oder sind sich der Tatsache nicht bewusst, dass es eine Anlaufstelle gibt, wo sie sich informieren und alles Wissenswerte über eine Dachbegrünung erfahren können. Viele wissen auch nicht, dass sie Fördermittel beantragen können. Somit ist die kommunale Politik gefordert, lokale oder digitale Anlaufstellen zu eröffnen, damit sich die Bürger*innen mit ihren grünen Wünschen aufgehoben fühlen und der Informationsfluss gewährleistet ist.
Obwohl die Folgen des Klimawandels längst spürbar sind, wird noch viel zu wenig getan. Gründächer und Fassaden sind eine Möglichkeit, aber die Umsetzung ist gering. Wo liegen die Hürden?
Tosse Bontje:Für viele liegt die Hürde darin, dass ein Gründach finanziell gestemmt werden muss. Neben dem Wunsch, sich nachhaltiger zu positionieren, ist es eben auch eine Investition, vor der viele zurückschrecken. Zudem wird das Thema Stadtbegrünung politisch zu wenig vorangetrieben. Architekten interessieren sich zunehmend für Dachbegrünungen, aber insgesamt ist das ein Prozess, der von vielen Seiten forciert werden muss.
Sie haben eben auch die Kommunen angesprochen. Paris macht es vor und zeigt, wie eine menschenfreundliche Stadt aussehen kann. Dort werden immer mehr Autos aus der Stadt verbannt und grüne Zonen in den Stadtvierteln geschaffen. Wie sieht Ihre Vision für die Stadt der Zukunft aus?
Tosse Bontje: Ich blühe immer auf, wenn ich höre oder lese, was in Paris passiert. Das heißt, wir müssen die Städte an den Menschen anpassen, mehr Grün in die Planung integrieren, um im Einklang mit der Natur zu leben. Dazu gehört weniger Verkehr in den Städten, Wohnen im Grünen, um auch das Thema Biodiversität positiv voranzubringen. Letztlich geht es um eine nachhaltige Zukunft, um ein lebenswertes Leben für alle.