Wie Unternehmen die Digitalisierung überleben
„Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert“ hat Marc Andreessen gesagt. Ein profunder Kenner der Materie, hat er doch in den 90er Jahren mit der Entwicklung des Browsers Netscape maßgeblich zum Durchbruch des Internets beigetragen. „Alles andere auch“, ergänzt keck Ömer Atiker, der Autor eines neuen Buchs aus dem Campus-Verlag.
Digitalisierung ist nicht nur Technik
Im Zusammenhang mit der digitalen Transformation ist häufig nur von Technik die Rede. Damit stellt sich rasch der Eindruck ein, als reiche es, ein paar Berater ins Haus zu holen und statt auf E-Mail dann Kollaborationswerkzeuge wie Slack einzusetzen. Der Rest passiert dann schon von allein. Das sieht der Berater Ömer Atiker entschieden anders. Für ihn scheitern Transformationsprojekte nicht daran, dass zu wenig kluge Menschen kluge Technik einsetzen, sondern eher an Widerständen, Unwissenheit, Angst und letztlich der Politik im eigenen Haus. Mit anderen Worten an den Menschen, die ein Unternehmen ausmachen. Deswegen hat er sich die Mühe gemacht, ein „Survival-Handbuch“ für die Digitalisierung zu schreiben.
Einfache Grundannahmen
Anders als andere Berater hat der Autor eine ganz wunderbar unprätentiöse Art, an die digitale Transformation heranzugehen. So schreibt er bereits im Vorwort, dass jeder Leser seine individuellen Entscheidungen über den Weg seines Unternehmens treffen müsse, und er keine Patentrezepte liefere. Und an gleicher Stelle weist er auch auf einige Tatsachen hin, die auch anderen Büchern zum Thema gut zu Gesicht stünden. So ruft er in Erinnerung, dass ausschließlich der Kunde bestimmt, was das Angebot wert sei. Und dass die Digitalisierung kein Selbstzweck sein sollte, sondern ein Unternehmen die digitalen Möglichkeiten dazu nutzen sollte, dem Kunden mehr Werte zu bieten.
Orientierung, Perspektiven und Umsetzung für die Digitalisierung
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Zunächst geht es um den Start in die digitale Transformation. Amüsant zu lesen und fachlich gekonnt beschreibt der Autor hier, wie eine eigene digitale Strategie entwickelt werden kann. Statt nur Worthülsen zu produzieren, wird gezeigt, wie sich konkrete Ideen entwickeln lassen, mit denen die Mitarbeiter dann auch etwas anfangen können. Atiker stellt hier genau die richtigen Fragen, um den Leser zur Reflexion einzuladen und eigene Ideen zu entwickeln.
Im zweiten Teil des Buches wendet sich der Autor der Organisation des Unternehmens zu. Es geht um Kommunikation, Werte, Ziele und den Umgang mit Mitarbeitern. Denn wer Top-Talente finden und halten will, muss sich heute anstrengen.
Mit der „Toolbox“ liefert Atiker schließlich dann im dritten Teil die Werkzeuge gleich mit, die Unternehmen dabei helfen, den Digitalisierungsgrad der eigenen Organisation zu bestimmen und einen Innovationsprozess starten, der sich am Kunden orientiert.
In jedem Kapitel gibt es zahlreiche Beispiele aus der Praxis, Arbeitshinweise und eine kurze Zusammenfassung des Inhalts.
Management-Journal-Fazit:
Das Buch von Ömer Atiker überzeugt durch seine frischen Gedanken, flotte Schreibe und ein herrlich bescheidenes Selbstverständnis des Verfassers. Damit liefert er ein Werk mit hohen Bezug zur Praxis ab.
Stephan Lamprecht, management-journal.de