ZukunftsMacher Buchtipp

KE – Künstliche Empathie | Wenn Maschinen Gefühle zeigen 

David Matusiewicz, Jochen A. Werner

von ZukunftsMacher Helmut Scheel

Das Buch „KE – Künstliche Empathie“ von den beiden Autoren David Matusiewicz und Jochen A. Werner behandelt die logische Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz. Ich beginne meine Besprechung mit einem Zitat, fast am Ende des Werkes der beiden Autoren:

„Schon der Begriff Künstliche Empathie polarisiert – das ist uns bewusst. Auch, dass es nicht wenige gibt, die sagen werden: Jetzt sind die beiden Autoren völlig durchgeknallt. Aber auch das wird nicht helfen, denn wir sind längst nicht die einzigen, die das Thema unter die Lupe nehmen.“

Solche Bücher, die sich an die Ränder des Vorstellbaren wagen, sind wichtig, um nicht unvorbereitet in eine vorhersehbare Zukunft zu schlittern und von ihren Folgen überfordert zu sein. Selbst wenn nicht alle Szenarien aus dem Buch eins zu eins eintreffen sollten, wird die Tendenz doch in eine ähnliche Richtung weisen. Warum sich die Autoren hier so sicher sind? Weil vieles längst Realität ist.

Kuenstliche-Empathie ZukunftsMacher Buchtipp: KE |  Künstliche Empathie

Viele Menschen arbeiten bereits mit Künstlicher Intelligenz wie beispielsweise ChatGPT, Perplexity, Gemini und vielen anderen Programmen. Die KI-Tools kommen bei dem Nutzer überraschend gut an. Sie antworten selbst bei der zwanzigsten Wiederholung einer Frage nicht genervt, sondern suchen geduldig immer neue Varianten zur Erklärung. Welcher Mensch hätte so viel Ausdauer? Die Maschine bleibt freundlich.

Doch was zeichnet Empathie und Emotion eigentlich aus?

Mit dieser grundlegenden Frage beginnt das Buch der beiden Professoren, David  Matusiewicz, Spezialist für Medizinmanagement, und Jochen A.Werner, ärztlicher Direktor der Universitätsmedizin Essen. Die Autoren führen systematisch und gut nachvollziehbar in die Thematik ein. Von der Klärung der Begriffe geht es fließend über zur Interaktion zwischen Mensch und Maschine.

Digitale Sinne

Um menschliche Empathie imitieren zu können, müssen Maschinen in der Lage sein, entsprechende Signale zu empfangen. Welche Sensorik dafür notwendig ist, wird im Kapitel über „digitale Sinne“ erläutert. Schritt für Schritt nähern sich die Autoren der Frage, wie Maschinen auch in ihrer äußeren Erscheinung und Ausdrucksweise menschlicher werden könnten – etwa durch humanoide Roboter mit Silikonhaut, die sich erwärmen lässt. Dieses Zusammenspiel von „Herz und Algorithmus“ gewinnt besonders in den Bereichen „Psychologie, Gesundheit und Pflege“ an Bedeutung.

Ein wichtiger Teil des Buches ist die Behandlung sehr intimer Themen wie Liebe, Sexualität, Sterben und Tod. Gerade in diesen Grenzbereichen des Menschseins muss sich eine sogenannte künstliche Empathie beweisen.

Je tiefer man in diese künstliche Welt eintaucht, desto drängender werden auch die Fragen nach möglichen Nebenwirkungen. Die Autoren deuten solche Aspekte in den Kapiteln immer wieder an, ausführlicher greifen sie diese jedoch erst gegen Ende auf. Besonders spannend ist ihre Zukunftsvision für das Jahr 2084, eine bewusste Anspielung auf George Orwells 1984, in dem viele Entwicklungen unserer Gegenwart bereits vorweggenommen wurden. Ob die beiden Professoren mit ihrer Kurzgeschichte ebenso vorausschauend sein werden wie Orwell?  

Keine dogmatische Belehrung

Am Ende laden die Autoren dazu ein, selbst weiterzudenken. Und genau auf diese Aufforderung hin entwickelt sich das Buch: Es ist keine dogmatische Belehrung, sondern ein Impulsgeber. Ich habe diesen Impuls für mich genutzt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass wir eine persönliche Kalibrierungs-App benötigen. Jeder Mensch hat individuelle Bedürfnisse und ein eigenes Sicherheitsempfinden. Diese App, ich nenne sie Pers-Kalib-App könnte genutzt werden, um den Algorithmus künstlicher Menschenimitate zu überprüfen. So hätte jede:r die Möglichkeit, zu entscheiden, welchen Maschinen man was anvertraut. Ein solches Sicherheitstool könnte dabei helfen, Vertrauen in menschenähnliche Systeme aufzubauen.

Fazit

Dieses Buch ist ein wertvoller Beitrag für alle, die vorbereitet in eine digitale Zukunft gehen möchten. Es ist angenehm geschrieben, Fachbegriffe werden verständlich erläutert, und auch das Layout ist lesefreundlich – besonders für jene, die wie ich die Haptik eines gedruckten Buches zu schätzen wissen.

Über die Autoren

Prof. Dr. Jochen A. Werner wurde 1998 Direktor der Marburger Universitätsklinik für HNO-Heilkunde. 2015 wurde Werner Vorstandsvorsitzender der Essener Universitätsklinik. Er sieht KI als Schlüsselinstrumente für eine bessere, nachhaltigere und menschlichere Medizin. Werner ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaft Leopoldina.

Prof. Dr. David Matusiewicz beschäftigt sich seit 20 Jahren mit der digitalen Transformation der Wirtschaft. Er ist Dekan und Institutsdirektor an der FOM Hochschule – einer der größten Hochschulen in Europa. Matusiewicz ist zudem in verschiedenen Beiräten und Aufsichtsräten von Digitalunternehmen, die sich mit der digitalen Transformation beschäftigen.

ZukunftsMacher Buchtipp

Kuenstliche-Empathie ZukunftsMacher Buchtipp: KE |  Künstliche Empathie
Künstliche Empathie. Wenn Maschinen Gefühle zeigen

David Matusiewicz, Jochen A. Werner

Erschienen im Murmann Verlag 

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