Der Mensch auf der Suche nach Sinn: Zur Aktualität von Viktor Frankl
von Alexandra Hildebrandt, Publizistin und Nachhaltigkeitsexpertin
Start with Why
Nicht was wir tun, sondern warum wir etwas tun, ist entscheidend für den Erfolg unserer Handlung, schreibt der Marketingexperte Simon Sinek in seinem Buch „Start with Why„, das er 2009 veröffentlichte. Erfolgreiche Menschen, Unternehmen und Organisationen stellen das Warum in den Mittelpunkt und verlieren niemals diesen Zielmagnetismus aus den Augen. Alles, was sie tun, basiert auf dieser einen Frage: Warum stehe ich morgens auf? Woher kommt die Kraft, sich immer wieder den Anforderungen der Realität zu stellen?
Im Oktober 2014 gab der Sänger Phil Collins der britischen Zeitung „Mirror“ ein Interview, in dem er sagte, dass er nicht weiß, warum er morgens aufstehen soll, obwohl er auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken kann: über 250 Millionen verkaufte Tonträger, sieben Grammys und ein Oscar. Er litt in den vergangenen Jahren unter Depressionen und versuchte, seine Einsamkeit und die drei gescheiterten Ehen mit Alkohol zu bekämpfen. Sein Arzt erklärte ihm schließlich: „Ich kann Sie vom Trinken wegbringen. Aber ich kann Ihnen keinen Grund geben, morgens aufzustehen.“
Wer sein Warum kennt, ist auch in der Lage, die Realität um ihn herum mit bestechender Klarheit wahrzunehmen und richtige Entscheidungen zu treffen: selbstbewusst und sich der Folgen bewusst.
Der Mensch ist nach Frankl motiviert durch Sinn und durch die Suche nach Sinn
Wer sich heute mit der Warum-Frage beschäftigt, kommt nicht umhin, sich auch intensiv mit Viktor E. Frankl (1905-1997) zu beschäftigen. Für Führungskräfte und vor allem für jene Menschen, für die man als Führungskraft Verantwortung hat, ist seine Lehre von enormer Bedeutung. Frankls Leben ist mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts eng verbunden: Seine Kindheit und Volksschulzeit fielen in die Spätphase der Donaumonarchie. Während des Ersten Weltkrieges war er Gymnasiast und erlebte die Armut und den Zerfall des Habsburger Reiches. In den 1920er-Jahren studierte er Medizin und ab 1930 bis zum „Anschluss“ Österreichs an das Großdeutsche Reich galt er als aufstrebender Neurologe und Psychiater.
Seine Lehre und die darauf aufbauende Therapie bezeichnete er als „Logotherapie“. Diese Richtung wird gelegentlich auch als die dritte Österreichische Schule der Psychotherapie bezeichnet (die erste ist jene von Sigmund Freud und die zweite jene von Alfred Adler). Nach der Facharztausbildung zum Neurologen und Psychiater wurde Frankl Leiter des „Selbstmörderinnen-Pavillons« im Psychiatrischen Krankenhaus am Wiener Steinhof, wo er zwischen 1933 und 1937 rund 12 000 Patientinnen behandelte. Die vielen Fallstudien waren für die Weiterentwicklung seiner Logotherapie von enormer Bedeutung.
Frankl brachte das Nietzsche-Zitat „Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie“ seinen Patienten näher. Ihr Warum und Wofür wurde gemeinsam mit ihnen erarbeitet und in ihre Zukunft „eingeschweißt“: Wenn er Patientinnen fragte „Würden Sie sich noch einmal umbringen?“, antworteten sie meistens „Nein!“ (vor allem, um aus der Anstalt entlassen zu werden). Ob dies zu verantworten war, stellte er dann mit der Frage „Warum nicht?“ fest. Führten die Frauen etwas Sinnvolles in der Zukunft an (eine Aufgabe oder Menschen, die auf sie warten würden) hatten sie ihre Verzweiflung gemeistert. Wurde die Vergangenheit verklärt, „war weiterhin Suizidgefahr im Verzug.“
„Wer sein Schicksal für besiegelt hält, ist außerstande, es zu besiegen“. Viktor E. Frankl.
Wer sich jedoch einer Aufgabe widmet, gewinnt an Kraft. Sie soll allerdings nicht für eigene Zwecke instrumentalisiert werden. Frankl verweist in diesem Zusammenhang auf den Sport: Siege stehen und fallen hier mit der Intention, mit der sie angepeilt werden. Zwei Regeln gilt es dabei zu beachten:
- Rivalisiere mit niemandem außer mit dir selbst!
- Strebe nicht nach Siegen, sondern handle nach deinem besten Vermögen!
Trotzmacht des Geistes
Die Freiheit des Willens, dass wir unsere innere Einstellung zu äußeren Bedingungen des Lebens immer frei wählen können, wurde zum zentralen Postulat seiner Logotherapie und Existenzanalyse. Das ermöglicht uns, den mentalen Reflex in uns zu aktivieren, den Frankl „Trotzmacht des Geistes“ nannte: „Man muss sich ja nicht alles von sich gefallen lassen. Man kann auch stärker sein als die Angst.“ Die von ihm geprägte „Trotzmacht des Geistes“ hat nichts mit dem Trotz zu tun, der oft umgangssprachlich gemeint ist.
„Sie ist eine höhere, zentrierte Kraft in uns, der wir uns überantworten können, die uns die erforderlichen mentalen Ressourcen bereitstellt“, schreiben Michael Holzer und Klaus Haselböck in ihrem Buch „Berg und Sinn – Im Nachstieg von Viktor Frankl“, in dem sie Einblicke in die alpinistischen und zerebralen Erlebnisse des berühmten Wissenschaftlers geben und im „Nachstieg“ die nach ihm benannten Klettersteige und seine Lieblingsrouten beschreiben. Beide zieht es vielleicht auch deshalb in die Berge, „weil sie uns beibringen, die Ambivalenz als Bedingung des Lebens leichter zu akzeptieren.“
Michael Holzer begleitet als Berater und Coach erfolgreiche Persönlichkeiten zu ihren Sinnperspektiven. Klaus Haselböck lebt den Berg beruflich, ist Gründungs-Chefredakteur der Zeitschrift Bergwelten und Autor zu Alpinthemen. Gemeinsam kreieren sie innovative Erlebnisformate in der Natur, in denen Frankl-Themen wie die „Trotzmacht des Geistes“ und die „Selbsttranszendenz“ ein Fundament für persönliche Entwicklungsschritte bilden.
Als Beharrlichkeit, Stärke und Wille verordnet die von Frankl geprägte „Trotzmacht des Geistes“ unserem Körper in der Senkrechten, sich nicht der Schwerkraft zu beugen, sich nicht von Ängsten lähmen zu lassen, sondern sich auf den nächsten Griff, den nächsten Tritt, den Weg nach oben zu beziehen.“ Das reduzierte Leben in den Bergen machte Frankl glücklich.
In den Bergen, vor allem auf der Rax, seinem „Hausberg“, erlebte er viele solcher Momente. An freien Wochenenden tankte er hier innere Ruhe. „Die Vertikale bringt uns in ein permanentes Spannungsfeld zwischen dem Wunsch, unserem inneren Impuls zu folgen, höher hinaus und hinauf zu streben, aber auch das Glück im Moment sehen und finden zu können“, so Holzer und Haselböck.
Hirnklettern
Der erfahrene Alpinist Rudolf Reif vermittelte Frankl in jungen Jahren als sein Kletterausbildner die elementaren Kenntnisse des Bergsteigens. Dazu gehörte das komplette Set an mentalen Kompetenzen wie Risikobereitschaft, Mut, Konzentration, Zentrierung, Zielfokussierung und Durchhaltevermögen. Während Reif mit seiner Frau vor dem Nationalsozialismus ins Ausland flüchtete, blieb Frankl in Wien – aus Pflichtgefühl und Liebe zu seinen alten Eltern und seiner Heimat. Der Angriff der Japaner auf Pearl Harbor 1941 machte den Traum des Ehepaars Reif von einer Emigration in die USA oder nach Australien zunichte: Die europäischen Emigranten wurden in ein Ghetto im Stadtteil Hongkou (Shanghai) geschickt. Wann immer Reif Sehnsucht nach den österreichischen Bergen hatte, kletterte er im Geiste den „Wiener Neustädter Steig“ auf der Rax. Er nannte diese Visualisierungen – die auch an Stefan Zweigs „Schachnovelle“ erinnern – „Hirnklettern“. Es war ein „Schutzprogramm der Seele gegen die Widrigkeiten des Lebens.“ Klettern war für Frankl auch ein Sinnbild für die dem Menschen innewohnende Fähigkeit, inneren Widerständen und äußeren Schwierigkeiten die Stirn zu bieten.
Im Oktober 1944, nach mehr als zwei Jahren in Theresienstadt und sechs Monate vor Kriegsende, stand Frankls Name auf einer der Listen. Seine Frau, als Zwangsarbeiterin einer Munitionsfabrik zugeteilt und damit an sich von KZ-Transporten ausgeschlossen, meldete sich freiwillig, um ihn zu begleiten. Am 19. Oktober verlor er alles, was ihm etwas bedeutete: Bevor er mit seiner Frau Tilly den Zug ins Vernichtungslager nach Auschwitz-Birkenau bestieg, verabschiedete er sich von seiner Mutter. Auf SS-Befehl mussten sie in Auschwitz, wo sie vier Tage Zwischenaufenthalt hatten, bevor es zu den bayerischen Konzentrationslagern Kaufering und Türkheim ging, alles in einen großen Sack fallen lassen, was sie noch an persönlicher Habe besaßen – ihre Eheringe, Tillys Uhr, das Bergführerabzeichen. Dann wurden beide getrennt.
Seine Intuition rettete ihm das Leben
Unmittelbar danach dirigierte Dr. Josef Mengele Frankl per Fingerzeig zu einer großen Menschenmenge mit Alten, Frauen und Kindern auf der linken Seite der Rampe. Sie wurden, wie fast alle Neuankömmlinge, in die Gaskammern eskortiert. Aus einer „Intuition“ heraus und weil er in der anderen Gruppe junge Mitinsassen erkannt hatte, wechselte Frankl hinter Mengeles Rücken die Seite und ging nach rechts. So überlebte er.
Trotzdem ja zum Leben sagen
Als Frankl kurz danach seine Kleidung gegen die Lumpen eines Toten tauschen musste, war auch seine wertvollste geistige Schöpfung dahin: das Originalmanuskript seines ersten Buches „Ärztliche Seelsorge“. Er hatte es, eingenäht in das Mantelfutter, bis hierher gerettet, und dort fand sich folgender Satz, den Frankl bereits zu Papier gebracht hatte: „Das Leiden, die Not gehört zum Leben dazu, wie das Schicksal und der Tod. Sie alle lassen sich vom Leben nicht abtrennen, ohne dessen Sinn nachgerade zu zerstören. Not und Tod, das Schicksal und das Leiden vom Leben abzulösen, hieße dem Leben die Gestalt, die Form nehmen. Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt.“ Dank der in Wien verbliebenen Abschrift konnte die Passage später veröffentlicht werden. Nach seiner Befreiung publizierte Frankl das Büchlein „Trotzdem ja zum Leben sagen – ein Arzt erlebt das KZ“ – eines der erschütterndsten, aber auch optimistischsten Dokumente menschlicher Leidens- und Leistungsfähigkeit.
„Das Leben hat einen Sinn und behält ihn unter allen Umständen auch im Leiden“, war Frankls Überzeugung.
Seine Ehefrau Tilly war unmittelbar nach ihrer Befreiung aus dem Lager Bergen-Belsen gestorben. Seine Mutter wurde mit einem der letzten Todestransporte nach Auschwitz gebracht und in der Gaskammer ermordet, auch seine Schwiegermutter. Sein Bruder Walter und dessen Frau kamen im KZ ums Leben. Sein bester Freund Hubert Gsur wurde als Widerstandskämpfer im Wiener Landesgericht enthauptet.
Viktor Frankl setzte eine prinzipielle Sinnhaftigkeit der Welt als gegeben voraus. Dieser Sinn sei für uns zwar nicht immer sofort sichtbar, aber in jeder Situation verborgen, mit der uns das Leben konfrontiert. Ihn zu entdecken und dem Leben auf diese Art zu antworten, sei unsere Verantwortung: „Leben heißt letztlich eben nichts anderes als Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen, für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem Einzelnen das Leben stellt, für die Forderung der Stunde.“
Frankl vergleicht die Sinnfindung mit dem Prozess der Gestaltwahrnehmung. Bei der Gestaltwahrnehmung springt uns eine Figur vor einem Hintergrund in die Augen. Bei der Sinnfindung geschieht etwas Ähnliches: Wir erkennen eine Möglichkeit vor dem Hintergrund der Wirklichkeit – eine Möglichkeit, hier und jetzt etwas zu tun, die Situation zu verändern, etwas zu tun.
Unser Lebensweg ist ein Wahlgang
„Was also ist der Mensch? Er ist das Wesen, das immer entscheidet, was es ist.“ Viktor Frankl
Michael Holzer und Klaus Haselböck zeigen in diesem Zusammenhang auch Frankls Weg zum Sinn mit drei „Hauptrouten“, wobei für Management der erste wichtig ist, der zweite eher für das Privatleben Bedeutung hat und der dritte sich auf menschliche Grenzsituationen bezieht.
Menschen finden Sinn:
- Im Dienst an einer Sache (durch die Erfüllung einer Aufgabe, durch die Erbringung einer Leistung, durch die Schaffung eines Werkes oder auch dadurch, dass sie etwas erleben).
- Im Dienst an einer Person oder mehreren Personen (Hingabe an die Familie, an Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind).
- Leiden in eine Leistung verwandeln (ein schweres Schicksal meistern, eine ausweglose Situation, an der nichts geändert werden kann, wie Krankheit oder Gefangenschaft in Würde zu ertragen).
Als Menschen haben wir die geistige Freiheit, unseren inneren Zugang zu äußeren Bedingungen zu wählen. Das befähigt uns, schwierige Herausforderungen zu meistern, indem wir eine Haltung bewahren, die einen tieferen Sinn entdecken kann.
Wer keine Antwort auf sein Warum hat, kann auch mit Weisheit, Staunen und Großzügigkeit nichts anfangen
Doch gerade sie machen heute die „Neuerfindung des Erfolgs“ aus, die Arianna Huffington in ihrem gleichnamigen Buch beschreibt. Sineks Modell des Golden Circle besteht aus drei konzentrischen Kreisen mit WHY im Innersten, HOW in der Mitte und WHAT außen. Die Antwort auf die Frage, „Warum man tut, was man tut?“ ergibt nichts anderes als den Sinn, den man in einer Sache sieht. Wer sein Warum kennt, ist nachweislich glücklicher und kann andere dazu bewegen, ein Teil seines Handelns zu sein. Für Unternehmen bedeutet das zu formulieren, woran es glaubt, und damit beurteilen zu können, welche Marktteilnehmer dasselbe glauben. In dieser Gemeinsamkeit liegt laut Sinek der Schlüssel zum nachhaltigen Geschäftserfolg
„People don’t buy WHAT you do, but WHY you do it“
Dabei werden von ihm auch biologische Erklärungsversuche herangezogen, indem er die Struktur des Gehirns mit seinem Golden Circle in Beziehung setzt: Das WHY ist deshalb so schwer zu artikulieren, weil die emotionalen und intrinsischen Prozesse in einem Teil des Gehirns kontrolliert werden, der nicht für die Sprachsteuerung verantwortlich ist. Das WHAT dagegen ist einfach zu kommunizieren, weil es in der Regel rational gesteuert wird.
Die meisten Unternehmen versuchen, ihre potentiellen Kunden mit ihrem WHAT zu überzeugen (Qualität, Preis und Service). Doch das Produkt (WHAT) ist nur das Ergebnis einer Aktion (HOW) – diese wiederum kann nur aus dem Antrieb des Unternehmens resultieren (WHY). Mit „Warum“ mein Sinek nicht Profit, denn dieser kann immer nur ein (wünschenswertes) Ergebnis einer Handlung sein. Im Unternehmenskontext geht es um die Frage: Worauf beziehen sich Geschäftszweck, Anliegen und Glaubensgrundsätze der Organisation? Warum sollten sich andere dafür interessieren?
Auf der Suche nach Sinn
Für den Marketinexperten Tim Leberecht ist es an der Zeit, dass wir uns mit Leib und Seele in unsere Arbeit einbringen: „Verschreiben Sie sich dem Dienst an der Sache. Verschreiben Sie sich einem Leben in dem Raum zwischen Autonomie und Hingabe. Vor allem aber: Verschreiben Sie sich der Arbeit. Zwei Minuten, vier Minuten, acht, sechzehn, zweiunddreißig. Ein Leben lang.“ Weil wir die meiste Zeit unseres Lebens mit Arbeit verbringen, sollte dafür gesorgt werden, dass Führungsverantwortlichen und Unternehmen bewusst ist, warum sie das tun, was sie tun: „Wichtig ist die Erkenntnis, wieso machen wir es? Wieso haben wir eine Existenzberechtigung?“
Business Romantiker
Wirtschaft ist für Tim Leberecht eines der größten Abenteuer menschlichen Handelns. Wenn er sich als unverbesserlichen Business-Romantiker bezeichnet, so heißt das nicht, dass er ein Tagträumer oder Idealist ist. Wie alle, die sich als Business-Romantiker begreifen, ist auch er nicht immer mit der Gegenwart einverstanden und sieht die Zukunft oft klarer. Das gelingt ihm deshalb, weil ihn jene Spannungsfelder, die das eigene Blickfeld wesentlich erweitern, schon immer angezogen haben: Geld und Geist, Sinngehalt, Kommerz und Kultur, Transaktion und Transzendenz. Es muss neben dem Erklärbaren auch Raum für das Unerklärliche geben und für das Implizite neben dem Expliziten, schreibt Leberecht in seinem Buch „Business Romantiker“. Denn Führungskräfte brauchen diese Weite im Denken, um die „unvermeidliche Unordnung des Wirtschaftslebens begreifen zu können“.
Ein verwandter Geist ist für ihn der 2005 verstorbene Managementtheoretiker Peter Drucker, der das Konzept des „purpose-driven business“ etabliert hat. Demnach brauchen Unternehmen einen Daseinszweck, ein höheres Ziel, um im Wettbewerb bestehen zu können. Heute wird von der gesellschaftlichen Akzeptanz von Unternehmen gesprochen. Wo sie fehlt, manifestiert sich dies in einem schleichenden Verlust der unternehmerischen Kooperationsfähigkeit, infolgedessen die unternehmerische Wertschöpfung erschwert wird (Wirtschaftslexikon Gabler). Sie kann damit auch als die Basis der unternehmerischen Wertschöpfung bezeichnet werden. Ihr Management ist Bestandteil von Corporate Social Responsibility (CSR).
Als Leberecht Betriebswirtschaft studierte, hatte es für seine Seele immer etwas Tröstendes, Drucker zu lesen, weil seine Bücher „menschlich und warm“ klangen. Drucker prägte den Begriff vom sinngeleiteten Business, widmete sich der Bedeutung von Werten für die Wirtschaft an und verband Management und Geisteswissenschaften miteinander. Für den Business-Romantiker war er ein Vorbote der Möglichkeiten und der Verantwortung, „die ein modernes Großunternehmen dafür hat, Gemeinschaften aufzubauen und Sinn zu schaffen“.
Tim Leberechts Buch erbringt immer wieder den Nachweis, dass mehr als sechzig Jahre nach Erscheinen von Viktor Frankls wichtigem Werk „Der Mensch auf der Suche nach Sinn“ der größte gemeinsame Nenner einer ganzen Generation heute „Sinn“ ist. Und er fragt, ob ein sinnorientiertes Leben romantisch sein kann, ja Romantik vielleicht sogar eine Voraussetzung für Sinn ist. Sein Fazit: Wir müssen alternative Wege zur Sinnfindung schaffen.
Weiterführende Informationen:
Michael Holzer, Klaus Haselböck: Berg und Sinn. Im Nachstieg von Viktor Frankl. Bergwelten. Verlag bei Benevento Publishing, Salzburg 2020.
Arianna Huffington: Die Neuerfindung des Erfolgs. Weisheit, Staunen, Großzügigkeit – Was uns wirklich weiterbringt. Aus dem Amerikanischen von Dagmar Mallett und Karin Schuler. Riemann Verlag, München 2014.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.
Tim Leberecht: Business-Romantiker. Von der Sehnsucht nach einem anderen Wirtschaftsleben. Aus dem Amerikanischen von Niklas Hofmann. Droemer Verlag München 2015.