Ein Interview von Elita Wiegand mit ZukunftsMacher Dieter Behrentin zum Thema Cannabis als Chance für Unternehmen.
Sie beraten Unternehmen, die mit Cannabis oder Hanfprodukten den Markt als neue Chance begreifen. Was machen Sie konkret?
Dieter Behrentin: Die Cannabis-Legalisierung bietet viele Möglichkeiten und öffnet Türen: Ich berate Unternehmen, Kommunen und Privatleute, die den Markt für Cannabis- und Hanfprodukte als Chance begreifen. Längst sind Lebensmittel, Getränke, Textilien oder Dämmstoffe aus Bestandteilen der Nutzpflanze Normalität und die Hanf-Branche bietet lukrative Perspektiven. Besonders interessant ist es in den Bereichen der Landwirtschaft, Gesundheit, Bioökonomie, Umweltschutz und Medizin. Cannabis und Hanf sind natürlich ein lukratives Investment mit hohen Renditen. Jedoch ist es ein schmaler Grat zwischen einem guten Investment und einem unseriösen Projekt. Ich bin Ansprechpartner für alle, die von dem Hype profitieren möchten und unterstütze auch im Bereich der Förderungen oder Investments.
Was sind die Vorteile von Hanf und welche Bereiche profitieren von dem Boom?
Dieter Behrentin: Hanf ist ein schnell nachwachsender Rohstoff. Der Markt ist vielfältig. Aus Hanf kann Kleidung, Nahrung, Öle und Energie, Papier und es können Baustoffe sowie zahlreiche Heilmittel hergestellt werden. Das Besondere: Hanf kommt im Anbau und in der Verarbeitung ohne Chemie aus. Er ist sehr reißfest und gilt allgemein als die stabilste Pflanzenfaser. Hanf- und Cannabis Produkte werden zum Trend, beispielsweise in der Kosmetik. Es gibt heute schon unzählige Produkte, weil Hanf hochwirksam und besonders hautfreundlich ist. Hanf ist auch für Textilen interessant, weil es besonders haltbar und äußerst hautfreundlich ist. Neben diesen Eigenschaften haben Textilien aus Hanf noch einen weiteren Vorteil: Hanf ist sowohl beim Anbau als auch bei der Weiterverarbeitung weder auf landwirtschaftliche Spritzmittel noch auf eine Unzahl von Textilgiften angewiesen. Da Hanf auch eine entscheidende Rolle in der Bioökonomie spielt, bieten sich hier eine Vielzahl von Innovationen an, die gefördert werden. Auch Baustoffe aus Hanf überzeugen durch hohe Dämmwerte, CO₂ negativ, Akustikwerte und Nachhaltigkeit. Nicht zu vergessen: Cannabis bietet enormes Potenzial in der Medizin und hohe Wachstumsraten im Genussmittel-Markt.
Dazu braucht es Wissen und Erfahrung. Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Dieter Berenthin: Ich bin seit sieben Jahren in dem Cannabis Segment tätig, habe Konzepte entwickelt und auch am Markt getestet. „THE BODY“ war die erste Cannabinoid Messe und konnte 2022 in Kooperation mit FIBO / RX Global vor 70.000 Besuchern vorgestellt und 2023 in Kooperation mit Leipziger Messe vor 17.000 Fachbesuchern aus dem Therapiebereich fortgeführt werden. Für mich war es ein Test, um zu sehen, wie man dieses Thema am Markt präsentieren kann, welche behördlichen Restriktionen es gibt, wie der Status von Cannabis in Fachkreisen ist und wie Behörden und Verbraucher reagieren. Die Learnings nutze ich heute in meinen Beratungen für Unternehmen.
2017 hatte ich das Glück meinen Mentor Prof. Raphael Mechoulam kennenzulernen, der mir sehr viel über die Arbeit mit medizinischem Cannabis und seinen Herausforderungen vermittelt hat. Jedes Unternehmen, dass sich mit dem Thema befasst, braucht ein tiefes Verständnis für die progressive Industrie und dieses Verständnis habe ich mir in den sieben Jahren in der Praxis angeeignet.
Durch die neuen Verordnungen im Bundestag herrscht Aufbruchstimmung. Doch oftmals wird lediglich über die berauschende Wirkung von Cannabis gesprochen, was aber ist mit Hanf?
Dieter Behrentin: Das Cannabis Gesetz (CanG) wurde medial so genutzt, dass es für eine hohe Aufmerksamkeit sorgte. Doch es geht bei weitem nicht nur um den Rausch, sondern mit der Legalisierung ebnet sich ein gesellschaftlicher Wandel. In Zahlen ausgedrückt: Der Rausch beinhaltet lediglich fünf Prozent der Möglichkeiten, die diese Legalisierung mit sich bringt.
Dazu muss man wissen, dass der Begriff Cannabis schnell missverstanden wird. Es ist eine Pflanze, die man grob gesagt, in zwei Arten aufteilen kann. Der eine Ableger hat durch den Bestandteil THC eine berauschende Wirkung. Der andere Ableger löst keine berauschende Wirkung aus, da er kaum THC enthält. In den USA werden daher Begriffe wie Marihuana (mit THC) und Hanf (kaum THC) benutzt, was es etwas einfacher macht. Hanf erlebt in Deutschland eine Renaissance, weil das Potenzial in beiden Arten der Pflanze mannigfach ist. Das reicht von medizinischen Anwendungen, bin zu industriellen Zwecken in der Bioökonomie, also Plastik, Textil, Energie, Emission. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir nennt ihn nicht umsonst, „Rohstoff der Zukunft!“
Mit der Legalisierung von Cannabis hat sich das Bewusstsein verändert und jetzt wird auch mehr Gewicht auf den Einsatz von Hanf gelegt. Können Sie uns Beispiele nennen, in welchen Bereichen Hanf eingesetzt wird?
Dieter Behrentin: Ein großes Beispiel ist die Landwirtschaft, denn 2022 verzeichnet der Nutzhanfanbau in Deutschland einen neuen Rekord: 889 landwirtschaftliche Betriebe haben 2022 auf 6.943 Hektar Nutzhanf angebaut – dies zeigen die vorläufigen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Innerhalb von fünf Jahren hat sich somit der Anbau mehr als verdoppelt und die Zahlen werden ab 2024 exorbitant steigen.
Inzwischen arbeiten längst auch Weltmarktführer in der Bauindustrie, der Verpackungs- und Textilindustrie bis hin zum Energiesektor und Autoindustrie, bereits mit Hanf. Im April 2024 unterstrich die Bundesregierung mit einem Forschungszuschuss über 1,6 Millionen Euro für ein Hanfforschungsprojekt in der Bioökonomie, dass die Zeitenwende auch bei Hanf eingeläutet wird. Auch die Europäische Union setzt mit dem Green Deal ein Zeichen und hat ein enormes Volumen an Fördermöglichkeiten für Innovation, Zusammenarbeit und Entwicklung des Wissenstransfers in ländlichen Gebieten bereitgestellt.
Als eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt bietet Hanf eine breite Palette von Anwendungen. Durch die hohe Anpassungsfähigkeit und vielseitigen Eigenschaften bietet die Pflanze perfekte Voraussetzungen für die regionale, nachhaltige Wirtschaft und für innovative Produkte. So gibt es viele Gründe, warum Hanf als Nutzpflanze neu entdeckt wurde. Ich bin davon überzeugt, dass wir gerade erst am Anfang stehen und sich der Markt rasant entwickeln wird.
Sie planen in der Eifel ein Hanf Hub Innovation. Was wird dort passieren?
Dieter Behrentin: In Zusammenarbeit mit Universitäten, Politik, Kommunen und Unternehmen entsteht in der Eifel der Hanf Innovation Hub, begleitet durch ein Forschungsprojekt mit der RWTH Aachen zum Thema Hanf im Textilbereich. Der Hanf Innovation Hub hat das Ziel als Innovationsplattform, wissenschaftliche und wirtschaftliche Möglichkeiten für Kommunen und Unternehmen zu fördern, aufzuklären und das Potenzial von Hanf in der Bioökonomie zu nutzen. Wir beschleunigen die Entwicklung nachhaltiger Unternehmen und Technologien für die Hanfindustrie und bieten wirtschaftliche Anreize für Kommunen, Unternehmen und Landwirte. Der Hanf Innovation Hub besteht aus drei Säulen:
- Forschung und Bildung mit unserem Partner der RWTH Aachen Universität
- Entwicklung und Innovation mit unserer Live Hub Präsentationsfläche von 6000 Quadratmetern in der Eifel
- Vermarktung und Vernetzung durch unser Netzwerk und Partner