Buchtipp: Radikal Emotional

von ZukunftsMacher Helmut Scheel

Maren-Urner Radikal emotional

Das neue Buch von Maren UrnerRadikal Emotional“ trägt den Untertitel „Wie Gefühle Politik machen“. Die promovierte Neurowissenschaftlerin und Medienpsychologin schreibt, dass das Politische nicht nur rational, sondern auch emotional ist. Die Abwertung von Gefühlen beschreibt sie als ein grundlegender Fehler. Wir müssen die Trennung von Emotionen und Verstand überwinden, damit wir als Gesellschaft zukunftsfähig sind. Maren Urner gelingt es in ihrem Buch in einer sympathischen und ansprechenden Art den Leser:in anzusprechen und mit in ihre Gedankenwelt einzubeziehen.

Sind wir emotionale Analphabeten?

Die Autorin interpretiert durchgehend die Floskel „Hand aufs Herz“ um in „Hand aufs Hirn“. Sie begründet es neurowissenschaftlich damit, dass alles im Gehirn verarbeitet wird. Dort werden Emotionen und auch rationale Fakten verarbeitet. Im Gehirn wird dann eine Entscheidung getroffen. Der erste Teil des Buches ist mit „Radikale Aufmerksamkeit“ überschrieben. Dabei thematisiert sie, ob wir unsere Emotionen überhaupt ernst nehmen oder ob wir emotionale „Analphabet:innen“ sind. Häufig sind wir mit uns nicht im Reinen, sind nicht eins mit uns selbst, weil wir uns in rational und emotional aufsplitten. Wir geben uns im Beruf anders als im Sportverein oder in der Familie. Das alles fordert uns und stellt uns entsprechende Herausforderungen. Deshalb sind wir jedoch keine gespaltenen Persönlichkeiten. Je mehr wir diese Unterschiedlichkeiten in uns erkennen und akzeptieren, kann eine Neugier für uns und unsere Umgebung entstehen. Urner schreibt: „Wir werden alle als kleine neugierige Wesen geboren, die sich mit dem Verlassen des Mutterleibs auf ihre ganz persönliche Entdeckungsreise begeben. Bis … ja, bis wir Gewohnheiten im Denken und Handeln etablieren, die es uns zunehmend schwieriger machen, neue Denk und Handlungspfade zu erkunden.“

Radikale Ehrlichkeit

Diese Neugier setzt eine Offenheit voraus und mündet bei ihr im zweiten Teil mit der Überschrift „Radikale Ehrlichkeit“. Diesen Abschnitt leitet die Medienpsychologin mit einem Zitat von William James, dem Begründer der Psychologie ein: „Wir müssen mit der Wahrheit leben, die uns heute zur Verfügung steht, und bereit sein, sie morgen Unwahrheiten zu nennen.“ Wer kann das? Wer ist so flexibel? Wie wird ein Politiker bezeichnet, der seine Meinung ändert?

Unsere Gewohnheiten haben eine so große Macht und es fällt uns schwer, sie zu überwinden. So sind Silvester und der erste Januar die prägnantesten Tage im Jahr, an denen Menschen Gewohnheiten ändern wollen. In der Regel erfolglos. Die Neurophysiologin beschreibt die Gründe, warum uns die Überwindung von Gewohnheiten so schwerfällt. Selbst wenn man weiß, warum, werden diese Schritte nicht leichter. Ein Arzt weiß, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist. Wir wissen, dass wir uns mehr bewegen sollten und fahren trotzdem mit dem Auto ins Fitnessstudio usw. Wissen allein reicht nicht.

Ein Miteinander

Wir müssen Dichotomien, sprich Gegensätze, auflösen. Damit beschäftigt sich Teil Drei des Buches. Unter dem Titel „Radikale Verbundenheit“ erläutert Urner, wie Gefühl versus Verstand und Privat versus politisch verbunden statt getrennt werden. Letztlich endet das Buch (fast) mit der Aussage: „Wir sind alle abhängig!“ Hier stellt die Autorin die zentrale Frage und gibt gleich die Antwort. Wir sind alle auf andere, auf die Natur und Umwelt angewiesen. Nur ein Miteinander macht Leben möglich. Auch aufgrund dieser Zusammenfassung wird deutlich, dass dieses Buch auch ein ökologisches ist. Maren Urner beschreibt das Leben eines Menschen als ein Gemälde. Jedes Gemälde besteht aus vielen Pinselstrichen und so fragt die Autorin am Ende des Werks: „Wie stellst du dir deine zukünftigen Pinselstriche vor?“, und damit ist es kein Ende, sondern ein Anfang.

Buchtipp

Radikal emotional

Wie Gefühle Politik machen | Das neue Sachbuch der Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Maren Urner 

Radikal-emotional Radikal emotional

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