Das neue grüne Zeitalter – Eike Wenzel

Buchbesprechung von ZukunftsMacher Helmut Scheel

Das-neue-gruene-Zeitalter-845x616 Das neue grüne Zeitalter

Ein heller Globus strahlt im schwarzen Nichts auf dem Buchdeckel. Nicht blau, sondern grün leuchtet er. Damit unterstreicht das Cover eindrücklich die Botschaft des Titels. Der Autor und ZukunftsMacher Eike Wenzel durchquert zehn Hindernisse, die Herausforderungen unserer Zeit. Als Trend- und Zukunftsforscher verdeutlicht er die Notwendigkeit und Umsetzbarkeit anhand der zehn wichtigsten Themenfelder wie etwa Mobilität, Landwirtschaft und Information, was der Green New Deal und seine Konzepte konkret für uns, unsere Gesellschaft und Wirtschaft bedeuten. Er zeigt, warum ein grundlegender ökologischer Wandel nicht nur eine Herausforderung, sondern zugleich eine historische Chance darstellt. Und nur, wenn wir diese auch ergreifen, werden wir im neuen grünen Zeitalter bestehen.

„Der Green New Deal ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein gesellschaftliches Reformprojekt. Ein wichtiges Ziel dabei: Wir müssen Auswege aus der klimaschädigenden Konsumgesellschaft finden“, schreibt Eike Wenzel und appelliert, dass die Ausbeutung der Natur überwunden werden müsse. Keine neue These. Jedoch bringt Eike Wenzel wählt anschaulich die Philosophie von Andreas Webers. „Indigenität bedeutet, dass der westlich geprägte Mensch von den indigenen Völkern lernen und deren Weisheit übernehmen kann. 

Fluch und Segen der Digitalisierung

Die Energiewende ist ein zentrales Thema gegen den Klimawandel. Bereits heute existieren Technologien, die eine klimaneutrale Versorgung sicherstellen. Allerdings, so Wenzel, bedarf es dazu einer modernen, digitalen Infrastruktur. Der Sprung zur Digitalisierung und damit verbunden zur Informationsvielfalt im Netz liegt nahe. Der Begriff „Fake News“ wird mit dem US-Präsidenten Donald Trump assoziiert: Doch gerade Trump hat laut der Washington Post 30.573 falsche oder irreführende Aussagen im Verlauf seiner Amtszeit fabriziert. Manipulation, irreführende Aussagen oder gar Lügen verbreiten sich besonders im Social Media Web in Windeseile und so wird es immer schwieriger sich eine faktenbasierte Meinung zu bilden. Wenzel fordert klare Regelungen und sogar Gesetze.

Autofreie Innenstädte?

Was im World Wide Web als Freiheit postuliert wird, ist bei der Mobilität das Auto. Er nennt das Kapitel „Peak Car oder die Freiheit der Fortbewegung“. Die Auswirkung der individuellen mobilen Fortbewegung mit dem Auto ist für die Erde gigantisch. Allein der Flächenverbrauch und der Ausstoß von schädlichen Substanzen wie Abgase und Feinstäube belasten die Umwelt enorm. Hier zeigt der Zukunftsforscher eine Alternative mit selbstfahrenden Systemen und einem gut ausgebauten Öffentlichen-Personen-Nahverkehr auf. Von dieser hohen Hürde geht er in die Alltäglichkeit des Wandels über. Städte sind für ihn der Lebensraum der Zukunft. Es werden in absehbarer Zeit über 70 Prozent aller Menschen in urbanen Räumen leben. Dadurch würde aber auch das Thema Mobilität einen anderen Zuschnitt erhalten, denn in Städten kommen viele Menschen ohne eigenen PKW aus.

Wer Vertrauen erweist, nimmt Zukunft vorweg

An dieser Stelle legt er dann eine kleine technische Pause ein, um die Bedeutung des Konsenses mit den Worten von Niklas Luhmann zu beginnen: „Wer Vertrauen erweist, nimmt Zukunft vorweg. Er handelt so, als ob die Zukunft sicher wäre.“ Zwar kommt er in diesem Kapitel ohne technische Anleihen ebenfalls nicht aus, jedoch liegt der Schwerpunkt in den Möglichkeiten Vertrauen und damit Hoffnung für die Zukunft zu erzeugen.

Urbane Landwirtschaft

Danach steuert Wenzel nochmals die Städte an. Weltweit ist ein stetiges Wachstum der Städte und Megacitys zu verzeichnen. Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2050 etwa 75 Prozent der Bevölkerung in Städten leben. Die nachhaltige Versorgung mit Lebensmitteln ist eine enorme Herausforderung. Wenzel zeigt die modernen Methoden der Lebensmittelerzeugung auf: Indoor-Farmen und Vertical Farming. Die Methoden benötigen deutlich weniger Fläche, der Transport und damit der CO2 Ausstoß verringert sich und weil das Gemüse, Obst und Kräuter über Nährstoffe versorgt werden, sind Pestizide ein Relikt der Vergangenheit. Der Anbau ist effektiver und nachhaltiger.

Roboter in der Landwirtschaft 

Seine vorletzte Hürde schließt logisch an: Die Landwirtschaft. Hier müssten ebenfalls moderne, digitale Systeme vermehrt zum Einsatz kommen, um die Effizienz und Umweltverträglichkeit zu steigern. Bereits heute gäbe es Robotik-Systeme, die in der Lage sind Unkräuter von Nutzpflanzen zu unterscheiden und dadurch den Einsatz von Giften überflüssig zu machen. Damit könnte die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität leisten.

Seinen letzten bedeutenden Sprung im Parcours der Herausforderungen nennt er hoffnungsvoll.

Place matter: Wie wir vor Ort die Welt verändern können

Der Autor unterstreicht am Ende die Bedeutung des lokalen Handelns. Viele Entscheidungen, die die Zukunft betreffen, werden vor Ort in der Kommune, getroffen. Hier wird Bauland ausgewiesen, Wege konzipiert, Energieversorgung strukturiert. Vor Ort haben die Menschen direkten Einblick in Entscheidungsprozesse und können sie leichter beeinflussen. Bürger müssen in den Kommunen stärker eingebunden sein. Keine Direktive mehr von oben, sondern eine kommunale und regionale Entscheidungsfindung wird in Zukunft für die Problemlösung von großer Bedeutung sein.

Fazit: 

Das Buch ist lesenswert für alle, denen die nachhaltige Zukunft wichtig ist. Der Leser*in erfährt zukunftsfähige Lösungen rund um „Green New Deal“ und was das für jeden Einzelnen, für unsere Gesellschaft und für die Wirtschaft bedeuten.

Kleiner Wertmutstropfen: Viele Beispiele werden anhand von Grafiken verdeutlicht. Doch die Schrift ist zu klein und schwer zu entziffern. Unabhängig davon, handelt es sich um ein interessantes Werk. Es regt an, sich mit den Schwerpunkten intensiver zu beschäftigen, immer mal wieder nachzuschlagen und die Themen zu vertiefen. Wer sich um die Entwicklung unseres Planeten und unserer Gesellschaft auseinandersetzen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Denn in der Kürze liegt die Würze. Wenn auch vieles hier konzentriert, also nicht vollumfänglich, dargestellt ist, so gewinnt man doch einen guten Eindruck wie Eike Wenzel sich die Zukunft vorstellt. Allerdings scheint mir der Titel „Das grüne Zeitalter“ nicht passend gewählt, da es um viel mehr als nur um Äußerlichkeiten geht. Der Titel verkürzt den Inhalt, wie der immer wieder erwähnte Green New Deal. Es geht in Zukunft und in dem Buch nicht nur um einen Green New Deal, sondern um eine Zukunftsformel, welche ich Ö²SE bezeichnen möchte. Diese bedeutet: Ökologie x Ökonomie x Soziales x Ethik. Erst wenn wir diese Faktoren in ihrer Komplexität zusammenbringen, werden wir eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten erhoffen können. Das Buch kann dazu einen Beitrag leisten.

Buchtipp

Das neue grüne Zeitalter von Dr. Eike Wenzel 

Hardcover, 320 Seiten
Erschienen: August 2021, Redline Verlag  

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wenzel Das neue grüne Zeitalter

Über den Autor Dr. Eike Wenzel

Dr. Eike Wenzel gilt als einer der renommiertesten Trend- und Zukunftsforscher Deutschlands.
Er ist Gründer und Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung (GmbH) und Chefredakteur des Newsletters Megatrends.
Wenzel ist Kolumnist der Wirtschaftswoche und lehrt an der Hochschule in Nürtingen-Geislingen.