Das virtuelle Miteinander: Sieben Tipps für ein starkes Wir-Gefühl
von Petra Motte *
Mittlerweile gehört die virtuelle Teamarbeit zur Normalität. Niemand wundert sich darüber, dass es „das Unternehmen“ (mit seinen früher bekannten Büros in einem Gebäude) oft gar nicht mehr gibt, sondern lediglich im digitalen Raum etwas passiert, das man „Arbeiten“ nennt. Dabei bedarf es eines hohen Maßes an Selbstdisziplin. Zum einen, um trotz flexibler Arbeitszeiten und selbst gestalteter Zeitfenster aus dem Remote-Bereich heraus an einem digitalen Miteinander teilzunehmen. Und zum anderen dabei auch noch einen Teamgedanken zu spüren, als säße man mit eben diesen Kolleginnen oder Kollegen in einem real existierenden Raum.
Die gute Nachricht ist: Genau dies ist auch virtuell möglich! Als besonders wirksam und sehr motivierend haben sich einige Ideen etabliert, die sich in verschiedenen Kontexten immer wieder sehr einfach auf die Rahmenbedingungen des jeweiligen Teams bzw. Unternehmens anpassen lassen:
- Ist eine Organisation über mehrere Standorte verteilt, gibt es ein tolles Wir-Gefühl, wenn jeder im virtuellen Raum etwas Typisches aus dem Ort/der Region/dem Land mitbringt, via Kamera zeigt und etwas dazu erklärt. Dabei kann es sich um etwas Essbares handeln, eine Pflanze, ein persönliches Foto oder einen anderen Gegenstand. Dies kann durchaus für humorvolle Momente sorgen, da jeder bei der Aufgabenstellung eine andere Vorstellung hat. Umso spannender sind diese oft sehr persönlichen Erlebnisse und individuellen Einblicke.
- Ebenso kann der Gastgeber oder die Gastgeberin einer virtuellen Veranstaltung etwas aus der eigenen Heimat mitbringen oder einen besonderen Gegenstand, der zum Thema passt. Etwas Haptisches, etwas Handfestes, etwas Analoges, so dass sich die Anwesenden wieder etwas mehr mit der Realität verbunden fühlen.
- Sehr schöne Team-Effekte lassen sich im virtuellen Raum damit entwickeln, regionale Feiertage oder Festivals gemeinsam zu besprechen und erlebbar zu machen. Die Person, die aus dieser Region kommt, kann dazu kurz referieren, während sich der Rest des Teams zum Beispiel in einer bestimmten Farbe kleidet, oder sich zu dem Thema etwas Individuelles einfallen lässt. Besonders im internationalen Kontext reagieren die Kolleginnen und Kollegen oft sehr erstaunt, weil es doch so viele und so wunderbare Ereignisse gibt, von denen wir im eigenen Umfeld nur sehr wenig mitbekommen. Neben den Effekten für ein positives virtuelles Miteinander, lernt man zusätzlich etwas über landestypische Gepflogenheiten und geht gleich mehrfach bereichert aus solch einer Begegnung heraus.
- Eine sehr einfache Möglichkeit des virtuell wertschätzenden Miteinanders ist es, bei einer längeren Mittagspause nicht einfach auf den Aus-Knopf zu drücken, sondern diese Pause bewusst zusammen zu verbringen. Ein Team aus meinem Kundenkreis hat das Ganze sehr kreativ gestaltet und jeweils einem der Beteiligten die Verantwortung für die Organisation der Pause überlassen. Mal wurde zum Mittag gemeinsam etwas Rotes, an einem anderen Tag etwas Gelbes oder etwas Grünes verzehrt. Der Austausch ging mit vielen Informationen zu lokalen Produkten einher und führte zu einem sehr intensiven Wahrnehmen der Zusammenarbeit als feste Gruppe, angereichert durch persönliche Anekdoten und Situationen.
- Für die Erzeugung intensiver Momente für die Mitarbeitenden sind natürlich besonders die Teamleitungen angesprochen. Um hier etwas Gutes zu bewirken, kann man für ein längeres Teamtreffen, eine Jubiläums- oder Weihnachtsfeier kleine Päckchen nach Hause oder an den jeweiligen Arbeitsort senden, um beispielsweise miteinander zu kochen. Die Päckchen zeitgleich zu öffnen steigert die Spannung, bietet Überraschungseffekte und zugleich die Chance, das wachsende Gemeinsamkeitsgefühl zu genießen. Es gibt spezielle Anbieter, die Unternehmen mit einer Reihe von Ideen und Verpackungsmöglichkeiten beratend zur Seite stehen.
- In die gleiche Richtung geht der Impuls, Mitarbeitende zu motivieren, indem man nach einem gelungenen Projekt oder einem gemeinsam erreichten Meilenstein Gutscheine oder eine Art Goodie-Bag verschickt. Derartige Aktionen sind zwar für das betreffende Unternehmen mit Kosten verbunden, führen auf lange Sicht jedoch zu unbezahlbaren Effekten. Vor allem, weil der ideelle (Mehr-)Wert solcher Maßnahmen weitaus größer ist als der finanzielle Aufwand.
- Nachdem das virtuelle Miteinander zur Gewohnheit geworden ist, haben wir unsere Kolleginnen und Kollegen als kleine Kachel auf dem Bildschirm in unserem Gedächtnis abgespeichert. Manche kennt man noch aus der realen Begegnung, vielleicht mit Anzug oder Kostüm. All jene Merkmale scheinen sich im virtuellen Raum aufgelöst zu haben – zugunsten einer eher legeren Kleiderordnung, die einen neuen Korridor für ein Miteinander auf Augenhöhe öffnet. Innerhalb dieser Virtualität wird es umso wichtiger, die Mitglieder eines Teams nicht nur über das kleine quadratische Gesichtsfeld zu definieren. Ist dieses zusätzlich durch einen unruhigen Hintergrund oder eine suboptimale Beleuchtung beeinflusst, wird es dem möglichen Erscheinungsbild der Person oft nicht gerecht. Dies ist insbesondere für Kolleginnen und Kollegen schwierig, die neu ins Team aufgenommen werden und nach einem digitalen Recruiting-Prozess ohnehin nicht das Gefühl haben, wirklich im Unternehmen bzw. Team angekommen zu sein. Hier gibt beispielsweise eine spezielle Vorstellungs-Folie allen Anwesenden einen kleinen Einblick in das persönliche Spektrum außerhalb des virtuellen Raums. Welche Aspekte einer Person grundsätzlich für das Team interessant sind, kann zuvor definiert werden. Ein Foto, Angaben zu Ausbildung, Hobbies oder einem persönlichen Motto helfen in jedem Fall beiden Seiten, sich im neuen Kollegium schnell zu orientieren.
Natürlich gibt es noch unzählige weitere Ideen, um das erwünschte virtuelle Miteinander sehr gut erlebbar zu machen. Viele dieser kleinen Tipps führen zu beträchtlichen positiven und zugleich starken Teameffekten. Der Fantasie der Unternehmen und Führungskräfte sind hier keine Grenzen gesetzt. Je nach Motivation und Kreativität der Mitarbeitenden kann also sehr individuell und komplex ausgestaltet werden.
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