Buchtipp: Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen

Wie ein Ende der Konsumkultur uns selbst und die Welt rettet
von James B. MacKinnon

von ZukunftsMacher Helmut Scheel

Shopping Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen

Das Buch des kanadischen Journalisten James B. MacKinnon startet mit Zitaten verschiedener Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Zum Beispiel von Seneca „Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer sich mehr wünscht“ und die kleine Sammlung endet mit George W. Bush „Ich fordere Sie alle auf, mehr einkaufen zu gehen“. Durch die beiden Zitate wird die Spannbreite unseres Konsums ersichtlich. Außerdem zeigen die Zitate, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung über das Konsumverhalten, sondern eher als Lesebuch zu betrachten ist.

Geschichten aus aller Welt über das Konsumverhalten

Der Journalist teilt sein Buch in vier Teile: Die ersten Tage – Zusammenbruch – Anpassung – Transformation. Er untergliedert es in einzelne Abschnitte, in denen er Geschichten erzählt. Geschichten von Menschen, mit denen er über das Kaufverhalten gesprochen hat. Weltweit hat er mit Gesprächspartner*innen in Kalahari, Japan, Europa und den USA gesprochen und Gesellschaften, die ohne überflüssigen Konsum auskommen. Dadurch ergibt sich ein Kaleidoskop an Erzählungen, bunt, vielfältig, ohne Zeigefinger, Erlebnisse und Erfahrungen, die ihre Lebensweise widerspiegeln und ihre Haltung zum Konsum aufzeigen. . Er hat Expertenstimmen zu den Folgen gesammelt und Gesellschaften besucht, die seit jeher ohne überflüssigen Konsum leben.

Ein anderer Blick: Teilen und Behalten

MacKinnon unterfüttert die Gespräche mit Studien und geschichtlichen Hintergründen. Manche Wörter lassen sich nur schwer übersetzen, weil die Begriffe  typisch für ein Land sind.  Zum Beispiel das japanische Wort „wabi-sabi“. Es bezeichnet Dinge, die zwar verschlissen, geflickt, repariert und alt sind, aber an denen die Menschen trotzdem hängen. Es können geflickte Hosen, alte Autos oder Möbel sein. Es sind Gegenstände, die den Menschen ans Herz gewachsen sind und die mit Erinnerungen verknüpft sind. Damit will der Autor aufzeigen, dass allein fehlende Worte in einer Sprache schon eine Lücke des Verständnisses für andere Kulturen massiv erschweren können. Noch schwieriger wird es, wenn die Kulturen sich nicht nur geographisch weit auseinanderentwickelt haben, sondern auch entwicklungsmäßig, wie bei den indigenen Völkern. Hier beschreibt MacKinnon einen Stamm aus der Kalahari in Namibia, wo die Frauen alle ein bis zwei Tage in die Wüste gehen um Pflanzen für die Ernährung zu sammeln. Sie könnten deutlich mehr sammeln, da mehr vorhanden ist und Vorräte anlegen, aber sie machen es nicht. Als ein Jäger aus dem Stamm ein Tier erlegt hat und es der Gemeinschaft vorlegt, fragt der Autor, für wieviel Personen das reichen würde. Verdutzt schaute ihn der Jäger an, weil er die Frage nicht verstand. Zwar gehöre ihm das Wild, aber es wir selbstverständlich aufgeteilt, so dass jeder etwas davon erhält.

Die Pandemie als Konsumbremser

Klar ist für den Autor, dass ein Wandel unseres Konsumverhaltens möglich ist, um die Ressourcen zu schonen. Er zeigt auf, dass es auch Menschen in den westlichen Nationen gibt, die innerhalb des Ein-Planeten-Modells leben und sich nicht arm fühlen. Jedoch sind es Ausnahmen. Unser politisches westlich-demokratisches System ist auf Wirtschaftswachstum angelegt.  So sind für ihn auch die Erfahrungen aus den Zeiten der beginnenden Pandemie ein hervorragendes Studienobjekt, wie sich die Gesellschaft und die Wirtschaft verändern würde, wenn der Konsum massiv zurückgeht. Die immer wieder eingestreuten persönlichen Episoden von Menschen machen das Buch zu einer kurzweiligen Lektüre, die wie ein Retard-Medikament wirken, dass nur langsam seinen Wirkstoff abgibt – und langfristig Erfolge zeigen.

Fazit

Wer sich in das Theme des Konsumverhalten vertiefen will, dem kann ich dieses Buch mit seinen knapp 500 Seiten wärmstens an Herz legen. Damit reflektieren wir sicherlich unser Kaufverhalten – und vielleicht reduzieren wir auch das „Haben-wollen“.

Buchtipp

James B. MacKinnon
Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen

Wie ein Ende der Konsumkultur uns selbst und die Welt rettet

61391150n-189x300 Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen

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