Die Macht der politischen Influencer

von Elita Wiegand 

Politische Influencer verändern zunehmend die Kommunikation und bedrohen die demokratische Ordnung. Sie nutzen soziale Medien und ihre enorme Reichweite, um Inhalte zu verbreiten, und politische Themen manipulativ darstellen. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Journalismus und Propaganda, während immer mehr Politiker auf die Creator Economy setzen, um ihre Botschaften zu verbreiten.

Politischer Mainstream 

Im letzten Jahr sind Influencer zu einem integralen Bestandteil des politischen Mainstreams geworden. Sie umgehen traditionelle Medien und versorgen ihre Fans direkt mit Nachrichten, Analysen und Kommentaren. Der direkte Zugang zu einer loyalen Anhängerschaft macht sie zu einem einflussreichen Werkzeug für politische Akteure. Doch was auf den ersten Blick wie eine Demokratisierung der Medienlandschaft erscheint, birgt immense Gefahren: Viele dieser Meinungsbildner unterliegen keiner redaktionellen Kontrolle und keiner Faktenprüfung.

seibt Die Macht der politischen Influencer

Foto: Naomi Seibt, X

Naomi Seibt: Ein deutsches Beispiel für Propaganda 

Ein besonders beunruhigendes Beispiel für die Macht politischer Influencer ist Naomi Seibt. Die 24-Jährige verfügt über mehr als 112.000 YouTube-Abonnenten und 344.000 Follower auf der Plattform X (ehemals Twitter). Seibt berichtet online, dass sie die AfD wählt. Somit unterstützt sie offen die AfD, pflegt Kontakte zu US-Lobbygruppen und ist eine prominente Stimme der Rechten in Deutschland. Naomi Seibt ist bekannt geworden, weil Elon Musk sich auf ihre Posts in seinem Netzwerk X bezieht.Sie nennt sich inzwischen auch selbst die deutsche „Musk-Flüsterin“.

Musks Ziel sei es, sich selbst und X zum Knotenpunkt eines globalen Netzwerks von Rechtspopulisten zu machen, betonte Vittoria Elliott, Reporterin beim Magazin Wired in einem ARD-Interview.

Die rechtsextreme Propagandamaschine X zeigt Wirkung

Seibt, die als „Anti-Greta“ bezeichnet wird, attackiert deutsche Politiker, oder sie greift Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz für seine Abgrenzung von den Rechtspopulisten an. Sie leugnet den menschengemachten Klimawandel und verharmlost dessen Auswirkungen. 2019 trat die Influencerin bei der Jahreskonferenz des Europäischen Instituts für Klima & Energie auf (EIKE) auf, eine pseudowissenschaftliche Organisation, die, wie das Heartland Institut, den menschengemachten Klimawandel leugnet.

X-Elon-Musk-Alice-Weidel Die Macht der politischen Influencer

Foto: X, Elon Musk

Populistische Aussagen

Ihre Aussagen, die oft polemisch und populistisch sind, werden von ihren Anhängern als mutige Wahrheiten gefeiert. Diese Dynamik macht sie zu einer Schülerin der sogenannten Anti-Eliten-Rhetorik, die bei weiten Teilen der Bevölkerung Anklang findet. Dass Elon Musk die AfD als „Deutschlands einzige Rettung“ bezeichnete und dabei auf Naomi Seibt verwies, zeigt, wie eng rechte Netzwerke inzwischen global verflochten sind. Die rechte Influencerin, die derzeit in Amerika lebt, hat auch an dem Zustandekommen des Talks zwischen der AfD-Chefin Alice Weidel und Elon Musk mitgewirkt hat. Dieses fand am 9. Januar 2025 in einem digitalen Raum für Gespräche und Diskussionen auf X statt.

Die politische Inszenierung auf Social Media

Der Einfluss politischer Influencer zeigt sich besonders in Wahlkämpfen. So berichteten bei der letzten US-Präsidentschaftswahl Influencer von den Parteitagen der Republikaner und Demokraten, nahmen an Spendenveranstaltungen und Kundgebungen teil und waren sogar auf exklusiven Trump-Partys in Mar-a-Lago zu Gast. Bereits 2016 bewies Donald Trump, wie mächtig Social Media-Plattformen wie X sein können, um Wähler zu mobilisieren. Der politische Einfluss dieser Meinungsbildner ist gewaltig und gefährlich, da sie ihre Plattformen oft nutzen, um Desinformationen oder manipulative Inhalte zu verbreiten.

Wachsamkeit ist gefragt

Die Demokratisierung der Meinungsbildung durch soziale Medien bringt Risiken mit sich. Medienkompetenz, Transparenz und eine klare Regulierung von Social-Media-Plattformen sind notwendige Schritte, um die Demokratie zu schützen. Denn die Macht politischer Influencer darf nicht unterschätzt werden – sie können die Richtung einer Gesellschaft mit Desinformationen nachhaltig beeinflussen.