Die Welt ist ein Geschenk

von ZukunftsMacher Helmut Scheel

Menschen freuen sich, wenn sie etwas Wertvolles geschenkt bekommen. Geschenkt, ohne zuvor etwas dafür getan zu haben. Was wäre, wenn alles auf der Erde von uns als Geschenk wahrgenommen werden würde? 

ERde-scaled Die Welt ist ein Geschenk

Auf dem Boden der Tatsachen 

Was, wenn Boden nicht mehr veräußerbar wäre? Das Gleiche bei den Bodenschätzen? Kann das funktionieren? Ja! Es würde ein radikales Umdenken erfordern. Wir meinen, dass der Boden uns gehören muss, den wir nutzen. Das muss er nicht. Der Boden bestand schon bevor wir geboren wurden, und es wird ihn noch nach unserem Tod geben. Wir dürfen ihn nutzen. Es würde genügen, wenn wir Nutzungsrechte besäßen. Die Gemeinde oder ein Land verwaltet dieses Nutzungsrecht und wir bezahlen dafür eine Pacht. Bei Vertragsende oder mit unserem Ableben wird dieses Grundstück wieder frei. Es wird nicht vererbt, jedoch haben die Nachkommen die Möglichkeit einen neuen angepassten Nutzungsvertrag zu schließen, welcher maximal über eine Lebensspanne läuft. Bei jedem Wechsel wird kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Auch zwischendurch hat die Verwaltung die Aufgabe und Pflicht den Boden auf die zulässige Nutzung zu prüfen und etwaige Verstöße zu ahnden.  Keiner könnte durch Vererbung von Land die nachfolgenden Generationen reicher machen. Die Bodenrente war und ist ein erheblicher Faktor für soziale Ungleichheit. Immobilien werden deshalb teurer, weil die Bodenpreise steigen und mit ihnen die Mietpreise. Wenn Boden aber keinen (Geld)Wert mehr hat, kann dieser Anteil nicht steigen und die Spekulationsgewinne fallen weg. Ein großer Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit.

Cradle to Cradle 

Auch Wasser darf nur zu dem Preis angeboten werden, der die Aufwendungen für die Verfügbarmachung deckt. Jeder Nutzer des Wassers, außer zu lebensnotwendigen Zwecken, muss das Wasser hinterher in der gleichen Qualität wieder abliefern. Analoges gilt für die Luft. Jeder darf die Luft nutzen, wer sie jedoch verschmutzt, muss die Verschmutzung auf eigene Kosten wieder beseitigen. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Bodenschätze. Diese dürfen keinen (Geld)Wert darstellen. Alles was aus der Erde gefördert wird, darf benutzt werden. Die Kosten für die Gewinnung dürfen in Rechnung gestellt werden und am Ende der Nutzung müssen die Produkte wieder in den Urzustand versetzt werden – Cradle to Cradle. Damit wird erreicht, dass bereits bei der Entwicklung von Produkten deren Rückführung in die Ausgangsstoffe mit bedacht werden muss. Es sollen dann nur noch Produkte zugelassen werden, die wieder in die Einzelbestandteile auf Materialebene zerlegt werden können. Zum Beispiel Autoreifen: man gewinnt aus dem Gummi wieder Rohöl und Grafit und der Stahlgürtel wird wieder als Stahl eingeschmolzen oder verwendet. Der Produzent eines Produktes muss die Rückführung in die Ausgangsstoffe nachweisen.  Damit die Rückführung in die Ausgangsstoffe gewährleistet wird, muss der Hersteller bereits beim Verkauf des Produktes die Kosten für den Rückführungsprozess als Sicherheit z.B. bei einer Bank deponieren. Dieses Geld erhält der Recycler am Ende des Produktlebens.

Nachhaltigkeit ist Programm

Bei dieser Methode ist Nachhaltigkeit Programm. Bereits bei der Herstellung von Produkten wird die umweltverträgliche Beseitigung bereits mit dem Kaufpreis bezahlt. Produkte haben dann letztlich den Preis der Herstellung inkl. des Gewinns. Es fließen keine Materialspekulationskosten ein. Da am Ende des Produktlebens das Ausgangmaterial zum Null-Preis wieder vorhanden ist, kann dieses wiederverwendet und muss nicht erneut als Erz gewonnen werden. Das macht Recycling günstiger als Erzförderung.

Mit diesem Veränderungsansatz unseres Wirtschaftssystems, das nichts was die Erde uns bietet, einen (Geld)Wert hat, erreichen wir ein höheres Maß an sozialer Gerechtigkeit. Kein Mensch kann dann durch Spekulation oder große Erbschaft an Immobilien, Land oder Gegenständen überproportional reich werden. Die Chancengleichheit am Beginn des Lebens steigt. Die Belastung unseres Planeten sinkt.

Foto: Pixabay