Foodforecast ist ein Tech-Unternehmen aus Köln, das Künstliche Intelligenz (KI) zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung einsetzt und dafür exakte Verkaufsprognosen liefert. Somit wird die optimale Bestellmenge ermittelt und nur noch das produziert, was auch tatsächlich verkauft wird.
Elita Wiegand hat mit den Unternehmern ein Interview geführt.
Wie passen KI und Nachhaltigkeit zusammen?
Foodforecast: Das sind zwei Begriffe, die man nicht unbedingt miteinander verbinden würde. Aber wir zeigen, dass KI zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen führen kann. Unser Gründer, Justus Lauten, ist Informatiker und er wollte gerne seine Skills im Bereich Data Science und Software-Entwicklung zum Zweck der Nachhaltigkeit einsetzen. Dabei ist er darauf gestoßen, dass in Deutschland gerade bei Bäckereien die Lebensmittelverschwendung sehr hoch ist und viele Backwaren im Müll landen.
Er hatte zuvor auf LinkedIn mit verschiedenen Unternehmen Kontakt aufgenommen und vorgeschlagen, dass man mit Data Science doch einiges vorantreiben könnte. Dann sind verschiedene Bäckereien auf ihn zugekommen und haben ihm mitgeteilt, dass sie große Probleme damit haben, zu prognostizieren, was täglich verkauft wird und sie am Ende des Tages viele Backwaren wegwerfen müssen. So ist die Idee entstanden und er hat die Künstliche Intelligenz für Bäckereien entwickelt.
Wie genau muss man sich das bei Bäckereien vorstellen?
Foodforecast: Die KI kann große Datenmengen einspeisen. Der Algorithmus berücksichtigt verschiedene Faktoren wie die Verkaufszahlen oder Bestelldaten der Bäckereien und auch was am Ende des Tages retourniert wird, also die Backwaren, die nicht verkauft wurden. Basierend auf diesen Daten spukt die KI jeden Tag einen exakten Bestellvorschlag für die Bäckerei aus, sodass die Mitarbeiter:innen wissen, was sie an Backwaren bestellen müssen.
Nun ist der Verkauf nicht immer gleich, sondern ist auch abhängig von verschiedenen Faktoren. Was ist bei der Nachfrage zu berücksichtigen?
Foodforecast: Die Nachfrage hängt von Feiertagen, der Ferienzeit oder auch vom Wetter ab. Wenn es zum Beispiel sonnig ist und gegrillt wird, kaufen die Kunden:innen mehr Baguettes. Wenn es regnerisch und kühl ist, wird zum Beispiel mehr Schoko-Kuchen verkauft. Da gibt es auf jeden Fall äußere Faktoren, die für den Verkauf relevant sind.
Kunden:innen sind sehr verwöhnt, was das Angebot in Bäckereien anbelangt. Bedeutet das, dass gegen Abend weniger an Auswahl vorhanden ist, weil die KI sparsamer plant?
Foodforecast: Das Gute an der KI ist, dass sie voraussagen kann, wann, was verkauft wird. Wir helfen einerseits dabei, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, aber wir helfen auch dabei, den zu frühem Ausverkauf zu vermeiden, denn das ist gerade das Umsatzpotential für die Bäckereien.
Bäckereien sind Handwerksbetriebe, die oftmals mit der Digitalisierung hinterherhinken. Wie war bisher die Resonanz auf die Angebote von Foodforecast?
Foodforecast: Um Hürden zu nehmen, bieten wir Bäckereien eine kostenlose Pilotphase an, und zeigen anhand detaillierter Analysen, wo genau der Mehrwert liegt. Wir vergleichen dabei die Bestellungen mit und ohne KI. Die meisten Bäcker sind dann überzeugt, denn sie sehen, dass die KI die besseren Ergebnisse liefert, da sie mehr Informationen als der Mensch verarbeiten kann. Natürlich gibt es bei der Einführung von KI auch eine gewisse Skepsis bei den Mitarbeiter:innen, die bislang für die Bestellungen zuständig waren. Doch sie werden dann darauf geschult und ihnen werden die Vorteile von KI vermittelt. Der KI-Einsatz ist gerade für das Personal auch von Vorteil, weil sie mehr Zeit haben, sich auf andere Aufgaben in der Bäckerei zu konzentrieren.
Bislang hat sich Foodforecast auf Bäckereien spezialisiert, doch ihr wollt die Angebote auf Tankstellen, Supermärkte und die Gastronomie ausbauen. Was ist künftig geplant?
Foodforecast: Wir sind gerade dabei, in der System-Gastronomie Fuß zu fassen und auch Testhasen anzubieten. In der Gastronomie gibt es für die KI natürlich andere Herausforderungen als in einer Bäckerei, denn dort haben wir eine Vielzahl an Gerichten, die aus unterschiedlichen Zutaten bestehen. Somit ist die Komplexität zur Erstellung der Prognosen höher als bei den Bäckereien.
Foodforecast will die Lebensmittelverschwendung reduzieren und Ihr habt Euch zum Ziel gesetzt in zehn Jahren zehn Millionen Euro einzusparen. Wie realistisch ist die Vision?
Foodforecast: Es ist insofern realistisch, weil die Lebensmittelverschwendung weltweit sehr hoch ist. Wir wollen uns zunächst auf den deutschsprachigen Markt positionieren. Doch unser langfristiges Ziel ist es, international tätig zu werden. Da gibt es ein riesiges Potential.