Nach dem ZukunftsSalon zum Thema „Einzelhandel und Handel 4.0“

von Susanne Gerdon, Leiterin der ZukunftsMacher Dependance Landau

Wie wird sich der Einzelhandel in den Innenstädten verändern und welche neuen Bedürfnisse der Kunden müssen die Händler dabei berücksichtigen? Welche Rolle spielen digitale Technologien im sich wandelnden Handel und wie können kleine und mittelständische Unternehmen sich darauf einstellen, um erfolgreich zu bleiben?

Landau-ZukunftsSalon-II Nach dem ZukunftsSalon zum Thema "Einzelhandel und Handel 4.0" 

Diese Fragen wurden beim ZukunftsSalon „Einzelhandel und Handel 4.0“ am 24. April 2024 in Landau mit der Impulsgeberin Anna Königstein (IHK) diskutiert. Der Abend bot spannende Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und möglichen Lösungsansätze für den Einzelhandel, insbesondere in Bezug auf die Belebung der Innenstädte.

Anna Königstein erörterte dabei die Zukunft des Handels. Die Veranstaltung zog Interessierte aus verschiedenen Bereichen an, darunter mehrere Einzelhändler*innen aus Landau und Kandel, eine Vertreterin der Stadtverwaltung und Mitarbeiter*innen der Firma ProfeS GmbH.

Eine ihrer Hauptthesen war, dass der Einzelhandel zwar weiterhin in den Innenstädten präsent sein wird, jedoch nicht mehr so dominant wie bisher. Das Einkaufen selbst werde zunehmend zu einer Nebenleistung. Die Konsumenten kommen nicht mehr ausschließlich zum reinen Einkauf in die Stadt, sondern auch, um andere Bedürfnisse zu erfüllen, wie zum Beispiel, Freizeitangebote, Restaurantbesuche oder Arztbesuche.

Click and Collect

Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, sollten sich Händler*innen entsprechend umstellen, so Anna Königstein. Sie empfahl den Einzelhändler*innen, ihre Angebote anzupassen, dass sie den neuen Bedürfnissen der Kunden entsprechen. Ein zentraler Punkt dabei sei die Möglichkeit, online zu bestellen oder die Ware direkt vor Ort abzuholen, das sogenannte „Click and Collect“. Diese flexible Option vereine die Vorteile des Online-Handels mit der persönlichen Ansprache und Präsenz vor Ort. Ich habe schon sehr positive Erfahrungen mit diesem Angebot gemacht, indem ich bei Bücher Knecht online bestellt habe und der „LieferKnecht“ meine Bücher zeitnah und nachhaltig mit dem Lastenfahrrad geliefert hat.

Pop-up-Stores

Zudem betonte Anna Königstein die Mitverantwortung der Vermieter*innen für die Attraktivität und Vielfalt des Einzelhandels.
Ein zentrales Thema war die Problematik hoher Mieten, die oft zu Leerständen in den Innenstädten führen. In Landau wird diesem Problem mit dem Leerstandsprogramm aktiv entgegengewirkt. Die Stadt mietet leerstehende Läden an und vermietet sie zu bezahlbaren Preisen weiter. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist ein Geschäft, das Schuhmode mit Kunst kombiniert. Durch temporäre Nutzungen wie Pop-up-Stores oder Concept-Stores wird die Innenstadt belebt und Frequenz generiert.

Die IHK fungiert dabei als Vermittler zwischen Stadt und Bundesland, um gesetzliche Spielräume optimal zu nutzen. Die Einrichtung eines eigenen Onlineshops stellt für viele Einzelhändler eine Herausforderung dar, da zusätzliches Personal für Datenanalyse und die Pflege der Website benötigt wird. Anna Königstein wies hier auf kostenlose Beratungsmöglichkeiten der IHK hin, um Unterstützung in Sachen Homepage und Social Media zu erhalten. Der Transformationsexperte Ralf Heilmann präsentierte unterstützende Onlinekurse der ProfeS GmbH, die Aspekte wie Nachhaltigkeit, Sozialkompetenz und Digitalisierung abdecken.

Der Online-Handel wird zunehmend wichtiger, nicht nur als zusätzliche Verkaufsmöglichkeit, sondern auch als Schaufenster, um sich attraktiv zu präsentieren. Die Händler wünschen sich daher mehr Präsenz und Unterstützung seitens der IHK.


Zukünftig reicht guter Service allein nicht mehr aus. Multisensorik und der Aufbau von Beziehungen sind wichtige Elemente, um Kunden zu gewinnen und zu binden. Alleinstellungsmerkmale müssen herausgearbeitet werden. Auch die Interaktion im Netz und positive Bewertungen auf Plattformen wie Google sind von großer Bedeutung.

Die Innenstädte sollen vermehrt als Begegnungsorte fungieren

Die Stadt Landau bietet bereits diverse Angebote wie Stammtische und Mitmachaktionen an, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern.
Es wurde diskutiert, wie die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren optimiert werden kann. Eine Idee war, dass Geschäfte mit ähnlicher Zielgruppe gemeinsam einen Onlineexperten finanzieren. Auch die Kombination von Verkauf und Events wurde als positiv bewertet.
Besonders gelungen fand ich die Landauer Kulturnacht im September 2023, die in Kombination mit Late-Night-Shopping überregionales Publikum anzog.

Abschließend wurde betont, dass ein Runder Tisch oder ein Netzwerk mit Vertreter*innen aus verschiedenen Bereichen wie Kultur, Gastronomie, Winzer*innen, Einzelhandel, Hotellerie, Industrie, Dienstleistung und Wirtschaftsförderung notwendig sei, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Anna Königstein erwähnte auch das erfolgreiche Modell „Heimatshoppen“, das zu einer Steigerung der Frequenz und Medienauftritten führt.

Die verschiedenen Aspekte wurden lebhaft diskutiert. Unter anderem ging es um die Rolle der digitalen Technologien im Handel, die Bedeutung von Kundenbindung und -erfahrung sowie die Zukunftsperspektiven für kleine und mittelständische Unternehmen.

Gelungener Austausch

Insgesamt war der Zukunftssalon ein gelungener Austausch über die Herausforderungen und Chancen des sich wandelnden Handels. Es wurde deutlich, dass die Anpassungsfähigkeit und Innovationsbereitschaft der Händler entscheidend sein werden, um auch in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen zu können.
Abschließend wurde folgende Punkte zur Umsetzung dieser Ziele herausgearbeitet:

– Gemeinschaft, Netzwerken und Co-Kreation
– Nachhaltige Liefermöglichkeiten
– Sichtbarkeit online als Schaufensterverlängerung
– Fortbildungsangebote für Social Media