Buchtipp: Verkaufte Zukunft 

von ZukunftsMacher Helmut Scheel

Verkaufte-Zukunft Verkaufte Zukunft: Woran scheitert die Klimapolitik?

Foto: Suhrkamp Verlag

Ist unsere Zukunft bereits verkauft? Der Autor Jens Beckert, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung und Professor für Soziologie, untersucht in seinem Buch, warum wir im Sinne des Planeten nicht effektiver handeln – obwohl wir wissen, was zu tun wäre.

Der Untertitel „Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht“ verdeutlicht, dass es uns nicht gelingt, die globale Erderwärmung zu stoppen. Wie lässt sich dieses Versagen erklären? An Wissen mangelt es nicht. Doch beim Klimawandel handelt es sich um ein tückisches Problem, an dem die kapitalistische Moderne aufgrund ihrer institutionellen und kulturellen Strukturen fast zwangsläufig scheitern muss.

Beckert vermutet sogar, dass die Daten und Fakten rund um die Klimakrise erschlagen, wir unsere Lebensweise nicht ändern wollen, an dem Status festhalten – und weiter konsumieren. Der Soziologe konstatiert, dass die erforderlichen Maßnahmen nicht ergriffen werden, läge an der Beschaffenheit der Macht- und Anreizstrukturen für Unternehmen, Politiker, Wähler und Konsumenten. Die bittere Wahrheit ist: Wir verkaufen unsere Zukunft für die nächsten Quartalszahlen, das kommende Wahlergebnis und das heutige Vergnügen.

Die kapitalistische Moderne

Sein zweites Kapitel ist überschrieben mit „Die kapitalistische Moderne“. Darin beschreibt er, dass der Kapitalismus, die Natur als Ressource der Ausbeutung dient. Und er weiß, dass „kein Weg an nachhaltigen Beschränkungen von wirtschaftlichem Wachstum und exzessivem Konsum vorbeiführt“. Der Zusammenhang liegt auf der Hand: „Je wohlhabender eine Gesellschaft ist, desto höher ist auch der Energieverbrauch pro Einwohner.“

Damit sich dies alles entwickeln konnte und weiter halten kann, brauchte und braucht es fossile Energieträger. Diese billige Energie machte die Produktion von Konsumgütern in der Masse erst möglich. Mit Maschinenkraft ließ sich menschliche Arbeit billiger ersetzen. Dadurch war es auch möglich die Arbeiter besser zu bezahlen. Schon Ford erkannte, dass er nur mehr verkaufen würde, wenn sich die Arbeiter die Autos auch leisten konnten. Damit stieg der Lebensstandard der arbeitenden Bevölkerung, kauften sie mehr, stieg das Bruttosozialprodukt. Der Staat profitiert davon, denn er ist über Steuern und Abgaben an diesem System beteiligt. Unser Sozialstaat finanziert sich durch Konsum, weshalb seine Zögerlichkeit verständlich ist.

Das Konsum-Modell ist auch für andere Staaten weltweit nachahmenswert. Daher verkaufen sie Lizenzen für den Rohstoffabbau, denn der Wunsch nach Wohlstand wächst in vielen Ländern.

Fossile Energien sind die treibende Kraft, die global exploriert werden. Schon heute emittiert der durchschnittliche Weltbürger jährlich 6,3 Tonnen CO₂, in den USA sind es 14 Tonnen, in der EU etwas über sieben, in Nigeria hingegen sind es weniger als eine halbe Tonne. Global wird heute das 40-fache der Energie verbraucht wie vor 200 Jahren.

Grünes Wachstum ist auch keine Lösung

Der Soziologe nimmt nicht nur die klassische Wirtschaft in den Blick, sondern auch im siebten Kapitel das Grüne Wachstum. Um es kurz zu machen, sieht Beckert auch darin keine Lösung. Die planetaren Grenzen stehen dem reinen Wachstumsglauben entgegen. Letztlich „folgt aus dem Gesagten die Aufgabe, realistische Ansatzpunkte für die Klimapolitik zu benennen, und zwar im klaren Bewusstsein, dass diese keinen gordischen Knoten zerschlagen werden…“(S.182). Das bedeutet, dass wir uns auf eine deutliche Erderwärmung einstellen müssen. Gleichzeitig bedarf es großer Anstrengungen den Anstieg der globalen Temperaturen so niedrig wie möglich zu halten.

Fazit

„Verkaufte Zukunft“ ist kein einfaches Buch, das ungeduldigen Lesern etwas Trost verspricht. Vielmehr liefert Beckert eine fundierte Analyse für all jene, die daran glauben, dass das System mit demokratischen Mitteln und solidarischen Werten verändert werden muss. Nach dem Buchinhalt deutet vieles darauf hin, dass unsere Zukunft bereits verkauft ist. Dennoch lohnt die Lektüre, weil der Autor auf eine leicht lesbare Art, die Herausforderungen komprimiert betrachtet, um uns einen Weg in eine lebenswerte Zukunft aufzuzeigen.

Foto: Suhrkamp Verlag 

Buchtipp

verkaufte-zukunft-_2 Verkaufte Zukunft: Woran scheitert die Klimapolitik?

Verkaufte Zukunft

Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht

von Jens Beckert

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