Markthalle Hamburg: Grün rockt!

Markthalle Hamburg: Grün rockt!

Ein Interview mit Mike Keller, Geschäftsführer der Markthalle

Die Hamburger Markthalle ist legendär: Seit über 40 Jahren ist es der Veranstaltungsort für Konzerte, eine Location, die sich als „Indoor“ – Amphitheater einen Namen gemacht hat und die die Musiklandschaft prägt und oft auch als Ort für neue Künstler gilt. Die WDR-Rockpalast-Konzerte waren in den beginnenden 80er Jahren die ultimative Anlaufstelle im Fernsehen für Musikfans – in der Markthalle fanden Aufzeichnungen mit The Police, INXS, The Smiths, Roger Chapman, BAP oder TRIO statt. Seit einigen Jahren wandelt sich die Markthalle und will einen positiven Fußabdruck auf der Erde hinterlassen.
Über das klare Bekenntnis zur Nachhaltigkeit führte Elita Wiegand ein Interview mit dem Geschäftsführer Mike Keller.

In der Branche ist Nachhaltigkeit nicht unbedingt ein Standard. Trotzdem gehst Du neue Wege und übernimmst Verantwortung für die Zukunft des Planeten. Warum ist Dir das wichtig?

Mike Keller: Ich habe zwei Kinder und deshalb mache ich mir Gedanken, in welcher Welt sie künftig leben. Nicht nur deshalb habe ich angefangen mich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Ich sehe eben auch bewusster, was uns herum passiert und finde, dass wir handeln müssen. Doch gerade in der Eventbranche gibt es im Bereich Nachhaltigkeit viele Facetten und das Thema ist sehr viel kompakter, komplexer und interdisziplinärer, als ich es mir vorgestellt habe.

Du betonst, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Eventbranche komplex ist. Worauf können Veranstalter Einfluss nehmen und wo liegen die Handlungsfelder? 

Mike Keller: Erst einmal muss man sich bewusst machen, was man verändern kann. Nachhaltigkeit ist kein Projekt, bei dem man anfängt und es ist in sechs Monaten erledigt. Vielmehr ist es eine Langstrecke, die nie aufhört und man muss Haltung zeigen. Uns hat die Teilnahme an dem ÖKOPROFIT-Programm geholfen, die ersten Maßnahmen direkt zu realisieren.  Zum Beispiel haben wir uns für Ökostrom entschieden, das war einfach und ging schnell. Schwieriger wird es bei der Abfallvermeidung. Da gilt das Vermeidungsprinzip. Es ist nicht ganz so einfach, wie es sich anhört. Wir versuchen in Kreisläufen zu denken: Vermeidung und Reduktion, da, wo es funktioniert, und wir setzen auf konsequente Abfalltrennung und haben für den Eventbereich Behälter für Papier-, Kunststoff- und Restabfall angeschafft. Wir sammeln zusätzlich den Verpackungsmüll – das gehört mit zur Trennung.

Das Müllproblem zeigt sich gerade im Eventbereich über den Verbrauch von Getränkedosen und Flaschen oder auch bei Buffets, weil viele Lebensmittel im Abfall landen. Wie geht die Markthalle damit um?

Mike Keller: Wir versuchen, so viele Getränke wie möglich im Mehrwegsystem einzukaufen, das klappt recht gut. Getränke werden bei uns in Mehrweg eingekauft. Das ist praktisch und so können wir viel Abfall vermeiden. Wir geben nach Möglichkeit auch keine Trinkhalme aus  und wenn, sind sie aus Biokunststoff. Außerdem haben wir für die Getränkebecher ein Mehrwegsystem – aus Sicherheitsgründen sind keine Gläser erlaubt. Beim Künstlercatering ist es abhängig von den Anforderungen der Künstler. Wir versuchen, die Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden. Deshalb verzichten immer öfter auf  Buffets und empfehlen stattdessen Portionen anzubieten. Wenn man die Portionen reduziert, wird in der Regel weniger weggeworfen.

Und wie schont Ihr Ressourcen wie Wasser und Energie?

Mike Keller: Wir haben zwei Bereiche, wo wir wirklich Trinkwasser brauchen: Es ist einmal der Bereich der Hygiene. Der andere Bereich ist das Catering, wo mit Lebensmitteln gearbeitet wird. Wir versuchen, die Menge zu reduzieren, allerdings befinden wir uns in einem alten Denkmalgeschützen Gebäude mit veralteten Sanitärsystemen, das heißt,  eine Reduzierung über Regen- oder Grauwasser ist zurzeit noch nicht möglich. Zur Vermeidung von Papierverschwendung arbeiten wir seit Jahren mit elektrischen Händetrocknern. Bei der Beschaffung achten wir grundsätzlich auf nachhaltige Produkte, so gut es geht. Der Energieverbrauch bei uns ist zum Großteil durch die veraltete Gebäudetechnik schwerer steuerbar. Bei der Beschaffung neuer Geräte achten wir auf Energieeffizienz, um den Verbrauch zu senken; dabei ist es ums wichtig, dass es nicht zu einem „Rebound-Effekt“ kommt.

Zum Thema Energie: Im Vordergrund steht die Energieeffizienz, um den Verbrauch zu senken. Da die Markthalle ein altes Gebäude ist, erreichen wir oftmals nur dann Einsparungen, wenn wir die Technik austauschen. So nutzen wir für die Beleuchtungen LEDs oder haben beispielsweise im Rahmen einer Modernisierung Tresen und die dazugehörige Kältetechnik erneuert. Durch die energieeffizienten Geräte, aber auch durch den bewussten Umgang mit der Ressource sparen wir inzwischen viel Energie.

Nun orientiert sich die Markthalle Hamburg an den 17 SDGs, also an den Zielen für nachhaltige Entwicklung, die von der UNO 2015 entwickelt worden sind – und Ihr seid sogar UmweltPartner und habt inzwischen viel auf den Weg gebracht. Wie geht es weiter?

Mike Keller: Wir sind deshalb UmweltPartner, weil wir uns auch für die ökologische Verantwortung in der Eventbranche stark zu machen wollen. Und wir engagieren uns auch im Hamburger Nachhaltigkeitsforum, Baum e.V. und im Green Events Hamburg Netzwerk. Unsere Erfahrung hat bisher gezeigt, dass der nachhaltige Weg lohnend ist. Unsere Ziele: Die SDG´s werden auch als Leitplanken für die nächsten Jahrzehnte in der Unternehmensstrategie der Markthalle berücksichtigt. Und wir wollen unsere Erfahrungen auch an andere weitergeben. Allerdings will ich keinen Zeigefinger erheben, es ist als kein Muss und es muss auch Spaß machen. Gerade die Veranstaltungsbranche kann einen erheblichen Beitrag zur Transformation leisten, weil wir viel beweglicher sind als beispielsweise die Industrie. Bei uns entfallen die starren Strukturen der Lieferketten und wir sind generell flexibler und offener für Veränderungen. Ich sehe unsere Branche als Schlüsselrolle für die Transformation unserer Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit.

Fotos: Mike Keller