Organifarms: Ernteroboter Berry erobert die urbane Landwirtschaft
Das Konstanzer Startup Organifarms hat einen Ernteroboter für Erdbeeren entwickelt. Damit folgt das Unternehmen einen Trend, denn künftig wird immer mehr Obst und Gemüse automatisiert und in Städten angebaut. Stichwort: Vertical Farming. In den USA und Asien boomt die urbane Landwirtschaft und auch in Deutschland wächst das Interesse. Die Vorteile liegen auf der Hand: Keine langen Transwortwege und dadurch weniger C02 Ausstoß, keine Pestizide, das Gemüse und Obst ist frischer, wächst quasi vor der Haustür und schmeckt aromatischer.
Die Produkte benötigen keine Erde, sondern werden mit Nährstofflösungen und LED-Licht versorgt. Im Vergleich zum Freiland kann der Ertrag pro Hektar Anbaufläche verhundertfacht werden.
Hannah Brown ist Co-Founderin und CCO von Organifarms. Das Unternehmen entwickelt Farmroboter für Indoor Farming Systeme. Sie wollen mit ihrer Technologie einen Beitrag zu einer ressourcenschonenden Landwirtschaft leisten und einen nachhaltigen Anbau fördern, der den Anforderungen der Zukunft gerecht wird. Elita Wiegand hat Hannah Brown interviewt.
Ernteroboter hat man bisher in amerikanischen Indoor-Farmen gesehen. Nun habt Ihr einen Farmroboter entwickelt, aber im Bereich Vertical Farming hinken wir hinterher. Was hindert Unternehmen zukunftsfähiger zu werden?
Hannah Brown: Für viele Unternehmen ist Vertical Farming noch mit einem finanziellen Risiko behaftet. Wir haben uns deshalb gefragt, was passieren muss, damit der Anbau auch profitabel wird. Bei der urbanen Landwirtschaft sind die Kosten für die Energie hoch, aber auch der Personalaufwand, der benötigt wird, um es zu betreiben, schlägt zu Buche. Deshalb spielt die Automatisierung eine wichtige Rolle, um die Kosten und den Aufwand zu reduzieren. Besonders die Erdbeerernte beinhaltet viele Prozesse und der Arbeitsaufwand ist enorm, weil die Erdbeeren manuell geerntet werden. Um Geld zu sparen, haben wir den Ernteroboter entwickelt.
Der Ernteroboter heißt Berry. Wie läuft es ab und was braucht Berry, um zu ernten?
Hannah Brown: Um die Erdbeeren zu ernten, braucht man eine Bilderkennungssoftware, die die Früchte und den Reifegrad erkennen und auch die Qualität überprüfen kann. An dem Roboter sind Kameras, die die Farbe erkennen und das System weiß, um wie viel Prozent die Frucht reif ist. Wichtig ist aber auch die Roboter-Navigation. Heißt, wie muss sich der Roboter bewegen, um die Früchte auch zu erreichen und sie so zu ernten, dass sie nicht beschädigt werden. Das ist ein großer Teil davon, den wir machen, nämlich die Software zu entwickeln. Von der Hardware haben wir die wichtigen Komponenten wie zum Beispiel den Greifer und das Verpackungssystem selber entwickelt. Ansonsten haben wir uns aber auf Standardindustriekomponenten in der Hardware konzentriert und zum Beispiel den Arm von dem Unternehmen FRANKA EMIKA GmbH aus München dazugekauft.
Nun hat Berry Arme, aber das Fingerspitzengefühl fehlt. Wie muss man sich die Arbeit einen automatisierten Erntehelfer vorstellen?
Hannah Brown: Der Roboter schneidet über einen Greifer direkt über der Krone den Stiel ab und legt die Erdbeere in das Verkaufsschälchen. Somit hat die Arbeit des Roboters gegenüber dem menschlichen Pflücker den Vorteil, dass die Frucht gar nicht erst berührt wird und dadurch keine Druckstellen entstehen. Die Frucht wird über den Prozess hinweg nicht berührt. Somit müssen auch weniger Erdbeeren entsorgt werden, bevor sie beim Kunden ankommen. Auch die Verpackung ist gewährleistet. Die Verkaufsschälchen werden von einer Waage überprüft, bis das Sollgewicht erreicht ist.
Indoor -Farming wird stärker in den Fokus rücken, weil sie Lösungsansätze für dringliche Themen der Zukunft bieten: Letztlich geht um die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Wie erlebst Du die Bereitschaft zu Innovationen in der Landwirtschaft?
Hannah Brown: In den letzten Jahren sind viele Programme zu Innovationen in der Landwirtschaft entstanden und gefördert worden. Viele haben erkannt, dass eine klimagerechte Landwirtschaft auch eine immense Herausforderung bedeutet. Wir haben Landwirte aus den Niederlanden und Deutschland eingeladen, um sich den Roboter anzuschauen und wie er funktioniert. Uns ist wichtig, die Landwirte abzuholen und sie einzubinden, auch, um direktes Feedback zu erhalten. Viele Landwirte sind für unsere Ernteroboter offen und interessieren sich dafür.
Eure Innovation kommt also an und wurde vom Bundeslandwirtschaftsministerium mit 800.000 Euro gefördert. Die Jury lobte das riesige Marktpotential. Wie sieht es damit bei Organifarms aus?
Hannah Brown: Wir haben noch keine Roboter verkauft, aber wir werden jetzt unser Produkt auf den Markt bringen. Das Marktpotential ist deshalb groß, weil unser Roboter nicht nur im Bereich des Vertical Farmings einsetzbar ist, sondern auch in modernen Gewächshäusern. Vor allem die Niederlande sind technologisch weit vorne und die Nachfrage ist dort deshalb sehr hoch, weil ein hoher Personalmangel herrscht. Bei Vertical Farming hinken wir in Deutschland noch hinterher und der Markt vor allem für Erdbeeren entwickelt sich nicht so schnell, wie es noch vor ein paar Jahre erwartet wurde. Wir erwarten im Vertical Farming die ersten Pilotkunden im nächsten Jahr, wenn wir im Gewächshaus zeigen können, wie es funktioniert.
Was erwartest Du im Bereich der urbanen Landwirtschaft für die Zukunft?
Hannah Brown: In Zukunft wird eine Vielzahl von Technologien in der Landwirtschaft im Einsatz sein. Ich erwarte, dass ein Teil der Landwirtschaft Vertical Farming sein wird, ein anderer Teil in Gewächshäusern, aber es wird auch auf dem freien Feld angebaut. Wichtig ist, dass man hinschaut, was für Pflanzen richtig ist. Vertical Farming macht in bestimmten Regionen mehr Sinn, heißt, dass man die Technologien so einsetzt, dass sie den größten Mehrwert schaffen.
Fotos: Organifarms und Elita Wiegand
Kontakt
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