ZukunftsMacher Buchtipp: Noise: Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können
von ZukunftsMacher Helmut Scheel
Noise: Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können
Dieses Arbeitsbuch trägt den Untertitel „Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können“. Die knapp 480 Seiten sind eine lohnende Lektüre, für alle, die sich mit dem Zustandekommen von Entscheidungen befassen, zumal wenn es sich um Organisationen, Regierungen oder Unternehmen handelt. Die drei Autoren bringen unterschiedliche Studien und Betrachtungsweisen zusammen, die sich störend auf eine gute Entscheidungsfindung auswirken. Dabei wird der Leser*in mit Fakten konfrontiert, über die man vermutlich vorher nie nachgedacht hat.
Alles Zufall?
Dazu einige Beispiele: Fingerabdrücke sind nicht so eindeutig wie sie immer dargestellt werden und auch DNA-Analysen sind von der Interpretation abhängig. Dies bedeutet aber auch, dass das Ergebnis eines Fußballspieles am Vorabend von verschiedenen Faktoren abhängt. Auch die Uhrzeit einer Gerichtsverhandlung kann einen Einfluss auf das Urteil des Richters haben. Oder der Termin beim Arzt hat Auswirkungen auf die Medikation, die er verschreibt. All solche „Zufälligkeiten“ dürften aber keine Rolle spielen, wenn zum Beispiel Urteile, Entscheidungen oder Diagnosen gefällt werden. Doch die Autoren haben über zahlreiche Studien belegt, dass „Zufälle“ eine große Rolle spielen.
Lösungsvorschläge für bessere Entscheidungen
Doch nur die Kenntnis dieser störenden Einflüsse auf eine Entscheidung und deren Anerkennung ist die Basis für eine Reduzierung derselben. Das Buch baut systematisch die Problematik auf, um danach Lösungsvorschläge anzubieten, mit denen störende Einflüsse auf Entscheidungen reduziert werden können.
Ferner kann dieses Buch ebenfalls als logische Weiterentwicklung des Buches „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahnemann angesehen werden, denn einen Teil der störenden Einflüsse hat Kahnemann bereits in diesem Buch beschrieben gehabt. Prinzipiell empfehlen die Autoren ein strukturiertes Vorgehen bei Entscheidungen. Pro und Kontras sollen bewusst gegenüber gestellt werden, wichtige Entscheidungen nicht überstürzt getroffen und mit unterschiedlichen Personen besprochen werden. Das klingt zwar nicht neu, wird aber in dem Buch erklärt, warum es wichtig ist und weshalb es so wenig zu Anwendung kommt. Die Sprache kommt auch darauf, ob dann nicht Algorithmen besser seien, als menschliches Denken. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass letztlich immer der Mensch die Entscheidungen zu treffen hat. Dies hat allein schon damit zu tun, dass unterschiedliche Meinungen, also ein gestreutes Meinungsbild auch die Basis für Innovationen sein können, die unterblieben, würde man sich nur auf einen Algorithmus verlassen.
Empfehlung für Entscheider
Ein kleiner Minuspunkt erhält das Buch durch die Übersetzung. Bias hätte können in dem Buch besser durch Verzerrung ersetzt werden und Noise durch Streuung. Dies hätte das Buch etwas leichter lesbar gemacht und hätte dem Inhalt keinen Abbruch getan. Insgesamt konzentriert sich das Buch auf ein Problem, das zu oft vergessen wird. Es macht auch verständlich, warum in der Politik manchmal für Außenstehende so wenig nachvollziehbare Entscheidungen gefällt werden. Denn die (Partei)Blase, in der sich Politiker hauptsächlich befinden, trägt zum Bias (Verzerrung) bei, da sie in der Vielzahl einseitige Argumente hören. In diesem Sinne empfehle ich dieses Buch allen, die in Organisationen, Unternehmen, Vereinen usw. Entscheidungen treffen können und dürfen.
ZukunftsMacher Buchtipp
Noise: Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können
von Daniel Kahnemann
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