Vom grünen Spinner zur strahlenden Zukunft: Das Savoy setzt auf Erneuerbare Energien

Vom grünen Spinner zur strahlenden Zukunft:

Das Düsseldorfer Theater „Savoy“ setzt auf Erneuerbare Energien

Von Elita Wiegand
Die Bar ist noch geschlossen, einige Hocker sind hochgestellt, es ist ruhig: Spätnachmittag im Düsseldorfer Savoy Theater.

In dem Theater erlebt jeder Besucher ein Stück Nostalgie und taucht in eine 50er-Jahre Wohlfühlatmosphäre ein. Es ist ein Haus mit Geschichte. 1958 eröffnet, spielte es jahrzehntelang eine wichtige Rolle für Cineasten. Als das UFA-Kino vor der Insolvenz stand, witterte Dr. Stefan Jürging die große Chance. Er wurde im Jahre 2000 Inhaber und Betreiber des Savoy Theaters und präsentiert hier seitdem Kleinkunst, Kabarett, Lesungen oder Konzerte. Das Savoy hat sich als feste Größe in Düsseldorfs Kulturlandschaft etabliert.

Wir wissen zu wenig über Solarenergie

Dass die Spielstätte im Herzen von Düsseldorf auch nachhaltig aufgestellt ist, liegt an ihm: Dr. Stefan Jürging ist Photovoltaik-Fan, engagiert, überzeugt. „Wir müssen uns in Zeiten des Klimawandels und der Transformation mehr mit Erneuerbaren Energien auseinandersetzen. Ich finde es sträflich, dass wir zu wenig über Solarenergie wissen“, betont er.

Nachwehen: Ausbau der Erneuerbaren Energien verschlafen

Er hat sich das Wissen angeeignet und eine alte Idee aus der Schublade gekramt, denn er wollte immer schon eine Photovoltaikanlage haben. Während der Pandemie reifte der Plan: Er hat die ersten Angebote eingeholt, sich mit den Formalitäten auseinandergesetzt und Elektriker gesucht. Heute weiß er, dass er den idealen Zeitpunkt gewählt hat. So wurde nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine deutlich, wie lebenswichtig es für Deutschland ist, sich unabhängig von fossilen Rohstoffen wie Kohle, Erdgas, Öl zu machen. Die Energie-Engpässe steigerten natürlich auch die Nachfrage und viele Hausbesitzer wollten auf Photovoltaik umsteigen. Doch jetzt spüren wir, dass das Zögern und Bremsen des Ausbaus Erneuerbarer Energien in den vergangenen zehn Jahren regelrecht verschlafen wurde und alles zu lange dauert…

Abschreckung: Hoher bürokratischer Aufwand

Erst nach zwei Jahren war die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Savoy Theaters installiert. „Gerade bei unserem Haus, einem Altbau aus den 50er Jahren braucht man viel Geduld, denn die Genehmigungsprozesse sind langwierig“, betont Dr. Stefan Jürging. So nimmt der Netzbetreiber die Anlage ab und wechselt den Zähler aus. Das dauerte. Man muss sich auch bei der Bundesnetzagentur ins Marktstammdatenregister eintragen, weil die wissen wollen, wieviel Strom eingespeist werden und das Ganze müsse verwaltet werden. „Das ist mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden und ich befürchte, dass viele Menschen deshalb Berührungsängste haben“, betont der Dr. Stefan Jürging.

Keine Frage: Die Energiewende bedeutet eine sichere und umweltverträgliche Zukunft. Weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz. Wegen der großen Nachfrage, ist die Materialbeschaffung schwieriger geworden und es fehlen Fachkräfte.

Er war früh genug und heute möchte der Theaterbesitzer das Solardach nicht mehr missen.

Durch einige Hinterzimmer des Theaters, führt der Weg direkt zu einer Wendeltreppe nach oben. Dr. Stefan Jürging erweckt den Eindruck, dass er oft auf das Dach steigt, denn seine Bewegungen in luftiger Höhe wirken sicher und seine Freude über die Solar-Anlage sind ihm anzusehen. Er hat sich seinen Wunsch erfüllt, aber es geht ihm nicht darum, Geld zu sparen, sondern er möchte vermitteln, dass wir uns auf die Energiewende fokussieren und Erneuerbare Energien fördern.

Grüner Spinner

Früher wurde Stefan Jürging als „grüner Spinner“ verlacht, heute überzeugen die Zahlen: Das Dach ist 720 Quadratmeter groß und es wurden in einem Jahr 83.500 Kilowattstunden Strom erzeugt. „Stellen Sie sich einmal vor, dass uns der Theaterabend die Sonne ermöglicht hat, denn sie hat uns die Energie geliefert…“ Applaus, wenn Künstler vor ihren Auftritt dem Publikum über die Solaranlage auf dem Dach des Savoy-Theaters berichten. Mehr davon!

Stefan Jürging fordert uns auf, darüber nachzudenken, dass der Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt, sondern wir etwas dafür tun können, um auf Erneuerbare Energien umzusteigen. Noch ist das Savoy Theater in Düsseldorf eine Ausnahme. Doch es sei auch die Aufgabe und Pflicht der Stadt mehr Kulturstätten mit Photovoltaik auszustatten. Dazu sei der politische Wille nötig, um die Dächer der Museen, Bibliotheken oder Konzerthallen in Düsseldorf zu nutzen.