Buchtipp: Wir informieren uns zu Tode

von ZukunftsMacher Helmut Scheel

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Gerald Hüther und Robert Burdy haben aus meiner Sicht ein wichtiges Buch geschrieben und es mit dem Untertitel „Ein Befreiungsversuch für verwickelte Gehirne“ konkretisiert. Es beginnt mit „Irgendwas geht hier schief!“, einer Aussage, die wir immer öfter hören und die sich durch viele Lebensbereiche ziehen. Eigentlich spricht jedoch alles dagegen, dass hier etwas schieflaufen könnte, da wir doch umfassend informiert sind wie nie zuvor eine Generation in der Menschheitsgeschichte. Ob in Berlin, New York, Tokio oder Machu Picchu oder irgendeinem kleinen Dorf auf unserem Planeten, wissen wir heute innerhalb weniger Sekunden, was irgendwo auf der Welt geschieht. Und wie werden auch über Banalitäten informiert, die ein Mensch per Smartphone im Social Media Web postet.

Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Informationen?

„Wir entscheiden, welche Botschaften wir als Informationen akzeptieren. Aber wenn wir diese Entscheidung nicht bewusst treffen, treffen wir sie gar nicht. Dann entscheiden andere für und über uns.“

Diese Aussage der Autoren ist zentral. Es liegt in unserer Selbstverantwortung, was wir wie aufnehmen und weiterverarbeiten. Durch Algorithmen werden uns jedoch Botschaften wie ein Fertiggericht zubereitet. Wir schieben die Information in den Ofen, um es wenige Minuten später aufzunehmen. Fast Food ist zu Fast Info geworden, gewürzt mit Stabilisatoren, Enzyme und gefährlichen Zusatzstoffen, damit jedes Gericht gelingt. Bei den Fast Informationen werden die Gewürze wahlweise mit Sex, Gewalt, Wut oder Angst angereichert, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Wie wir damit umgehen, entscheiden wir. Nicht immer leicht, denn es prasseln jeden Tag unzählige Infos auf uns ein und wir müssen lernen zu differenzieren, uns wieder in unserem Inneren berühren lassen und uns mit unserer eigenen Lebendigkeit verbunden fühlen.

Wo ist der Reset-Knopf?

Das Reset beschreiben Gerald Hüther und Robert Burdy als Rückbesinnung. „Rückbesinnung auf das, was Informationen wirklich sind und was wir daraus gemacht haben, Rückbesinnung auf das, was uns Menschen von verlässlichen Informationen abhängig macht und schließlich Rückbesinnung auf das, was uns verwirrt und in eine Informationsflut geführt hat.“ Treten wir einen Schritt zurück. Wenn wir wieder zu uns kommen, befreien wir uns von dem Zwang andere darüber zu informieren, welche Erfolge wieder gerade wieder feiern, was wir im Kino, Restaurant oder mit Freunden erleben, wo wir gerade unseren Urlaub verbringen oder was wir uns gekauft haben. Die Informationsflut wäre gestoppt. Bei einem Fußballspiel ist für den Zuschauer der Spielverlauf, die Strategie wichtig. Doch wir sehen viele andere Einstellungen: Bandenwerbung. Für den Spielverlauf ist sie unwichtig. Ob wir wollen oder nicht, sind wir trotzdem der Werbung ausgesetzt. Wie im Social Media Web: Bei Twitter, TikTok oder Facebook ist Werbung das, womit sich die scheinbar kostenlosen Medien finanzieren und natürlich auch mit unseren Daten, die gezielt zu Werbezwecken eingesetzt werden.

Neustart mit Lebensmut

Der dritte Teil des Buches ist mit „Neustart“ überschrieben und liefern die Autoren einige Lösungsansätze. Die Verstrickungen und Verwicklungen, die uns in dieser Informationswelt gefangen nehmen, sind in erster Linie auf Basis von menschlichen Bedürfnissen wie dem Zugehörigkeitsgefühl möglich. Wer will sich denn schon gerne allein fühlen oder gar einsam sein? Doch auf was kommt es wirklich an? Auf das Leben. Und dazu wird ein Abschnitt sehr passend mit „Wer möglichst lange lebendig bleiben will, darf keine Angst davor haben, etwas früher zu sterben“ eingeleitet. Es braucht Mut zum Leben. Nur Lebensmut erlaubt es uns, dass wir uns frei bewegen, auch in der Informationsgesellschaft. Die Befreiung von Angst ist ein wesentlicher Faktor für ein gelingendes Leben. Dies kann man sehr gut in den 30 Lebensbeschreibungen „Held*Innen des Alltags“ von Stefan Maier und Jeannette Hagen nachlesen. In diesem Buch werden Seelenbeschreibungen von ganz normalen Menschen präsentiert, die ihre Herausforderungen leben.

Ergänzend hierzu titeln Hüther und Burdy den übernächsten Abschnitt mit „Frei werden kann nur jemand, der kein Bedürftiger mehr ist“. Fasst man das alles zusammen, so zeigt sich der Weg aus dem Informationswirrwarr. Wir brauchen Informationen, um uns zu orientieren, aber wir brauchen erst eine Grundorientierung, um zu  entscheiden, welche Botschaft uns Orientierungshilfen liefert. Wir brauchen den Mut zur (Informations) Lücke und den Mut eigene Wege zu gehen. Dazu gehört auch ein mögliches Scheitern.

Zum Abschluss möchte ich noch etwas Persönliches schreiben. Das Buch spricht mir aus der Seele. Zum ersten Mal lese ich in kompakter Form das, was mich mein Leben seit meiner Jugend begleitet und antreibt. Ich habe mich schon sehr früh frei gemacht von fremden Meinungen und Ansichten. Das war nicht immer einfach. Seit dieser Zeit lautet aber ein Lebensmotto von mir: Courage zur Blamage. Das hat mich ganz im Sinne von Hüther und Burdy frei gemacht.

Buchtipp

Wir informieren uns zu Tode

Ein Befreiungsversuch für verwickelte Gehirne

von Gerald Hüther und Robert Burdy

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