Die Utopie der gerechten Gesellschaft

von ZukunftsMacherin Talin Kalatas, NaturFreunde NRW

In  der Zukunft der Gerechtigkeit haben die Menschen erkannt, dass das gesellschaftliche System, wie es über Jahrhunderte existierte, nicht mehr bestehen konnte. Die Menschen der alten Gesellschaft fingen an, ihre Privilegien tatsächlich und andauernd zu hinterfragen. Durch sprachliche Veränderungen und Reflektionen fielen ihnen Dinge auf, die zu einem Umsturz der alten Normen führten.

TalinKalatas-NF-NRW Die Utopie der gerechten Gesellschaft

Talin Kalatas mit ihrem Beitrag „Die Utopie der gerechten Gesellschaft“

Gerndern für eine gerechte Welt   

In der gerechten Zukunft gibt es keine mitgemeinten Personen mehr. Den Menschen ist bewusst, dass Sprache nicht von Taten zu trennen ist. Gendern fällt den Menschen leicht, denn sie wollen sichtbar machen, dass es keine rein männliche Welt ist und mit der künstlichen Heteronormativität brechen. Durch die sprachliche Veränderung der Gesellschaft fiel es den Menschen auf einmal leichter, sich für viele bestehende Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren. Denn es war ihnen nun klar, dass die Sprache, die sie lange Zeit nutzten, nur ein Ausdruck der toxischen Männlichkeit war, die der kapitalistischen, patriarchalen, kolonialistischen und rassistischen Gesellschaftsform entsprang, in der sie lange Zeit leben wollten oder gezwungen waren zu leben.

In der alten Gesellschaft wurde kritisches Weißsein in den Schulen eingeführt und so profitiert die neue Gesellschaft davon, dass es niemanden mehr gibt die*der sich eine Welt voller Diskriminierung vorstellen kann. Care-Arbeit und Ehrenamt haben in der gerechten Gesellschaft einen hohen Stellenwert, denn Zeit für das Wohle anderer aufzubringen wird höchst geschätzt. In Politik, Jobs oder auch der Werbung werden Gesellschaften endlich so abgebildet wie sie sind. In Führungspositionen sind tatsächlich die Personen, die am besten qualifiziert sind, unabhängig von ihrem Geschlecht, Hautfarbe, Religion und Namen. Marginalisierte Menschen gibt es nun nicht mehr. Struktureller Rassismus wurde erkannt und beseitigt. Niemand verteidigt ihn mehr. Vertreter*innen der Gesellschaft spiegeln alle Menschen wider. Alle fühlen sich nun endlich wirklich vertreten.  

Wertschätzung für alle 

Menschen lieben, wen sie lieben wollen und niemand hat mehr Angst. Alle Menschen werden wertgeschätzt und fair für das entlohnt, was sie machen und alle machen genau das, was sie mögen. Wenn sie sich verändern möchten, dann liegen keine Steine im Weg und so können sie frei sein und sich einbringen. Den Menschen ist bewusst, dass alle Arten von Jobs gleich wichtig sind, denn nur zusammen können sie für das Wohl aller sorgen. Dieses Bewusstsein hat die Menschen auch dazu gebracht, dass sie nicht mehr allein für die Dinge arbeiten, sondern für das Wohl des Lebens aller Menschen auf der Welt. Denn ihnen sind zwei Sachen bewusst geworden: Solange sie für die Dinge arbeiten sind sie abhängig vom Kapital und gleichzeitig tragen sie dazu bei, die Ungerechtigkeit auf der Welt zu verstärken – und sie sind ja darüber eingekommen, dass die Welt sich nicht nur um das Wohl der alten weißen Männer dreht. Durch ihre Abhängigkeit von den Dingen trugen die alten Gesellschaften zur Zerstörung der Welt bei und das wollen die Menschen der gerechten Zukunft nicht mehr, denn nur geteilte Privilegien sind schöne Privilegien. Deswegen gibt es jetzt auch keine wirklich reichen Menschen mehr. Zumindest sind sie nicht mehr über die Maße reich an Dingen. Denn allen gehört alles gemeinsam und jeder Mensch verdient Zugang zu Bildung, Wohnraum, Essen, Wasser, Schutz und medizinischer Versorgung und so weiter. Dafür gaben die Menschen, die reich an Dingen waren, ihren Überschuss gerne ab, um anderen eben solche Zugänge zu ermöglichen.

Verantwortung übernehmen

Und da alle Menschen Gerechtigkeit verinnerlicht haben, empfinden sie Klimaschutz auch nicht als Last, für die der globale Norden zahlen soll, sondern als das was er ist: Eine Aufgabe aller, in der Verantwortung übernommen werden muss. Die Menschen des globalen Nordens wissen jetzt, dass Jahrhunderte von Ausbeutung und Unterdrückung anderer Menschen die Grundlage ihres eigenen bequemen Lebens waren und finden das selber endlich unfair. Deswegen hörte der globale Norden auf so zu leben, als ob der Klimawandel ein Problem des globalen Südens wäre. Durch die Konsequenzen, die auf Grundlage der Gerechtigkeit getroffen wurden, gibt es nun keine Kriege mehr. Waffen sind schließlich nur Dinge, für die die Menschen nicht mehr leben wollen.

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Ein gerechtes Leben für Alle 

Die Sicherheit, das Überleben und das gute Leben aller ist in der gerechten Zukunft das höchste Ziel. Deswegen schließen die Menschen sich zusammen und überlegen gemeinsam welche Möglichkeiten es gibt, dieses Ziel für alle Menschen zu verwirklichen. Manchmal fällt des den Menschen nicht sofort leicht Lösungen zu finden, aber sie entscheiden jetzt gemeinsam. Denn sie lassen sich nicht mehr von den Dingen leiten und sie meinen niemanden mehr mit. Egal welche Probleme der gerechten Gesellschaft begegnen, sie sind sich alle einig: Sie werden nie wieder in einer Welt leben, in der viele für das Wohl weniger leben. Die Menschen werden nie wieder akzeptieren, dass nicht alle gleich sind, unfair behandelt werden, leiden und nicht jede*r machen kann wofür ihr*sein Herz schlägt. Die Menschen der gerechten Zukunft sind sich darin absolut sicher, denn sie wissen schon lange, dass es nie reicht, nur Symptome zu behandeln.

Fotos: Talin Kalatas und Gerd Altmann, Pixabay